III. Abschnitt.
Schulgemeinde und Schule von 1896 an.
Am 18. Januar 1896, dem 25jährigen Gedenktage der Proklamierung des Deutschen Reiches wurde hoher Verfügung gemäß eine Schulfeier veranstaltet. Die Feier bestand in: Gesang: Sei Lob und Ehr dem höchsten Gott. Psalm 100 vorgelesen vom Lehrer. Ansprache des Lehrers über die Bedeutung des Tages. Deklamieren passender Gedichte. Absingen patriotischer Lieder. Am 16. Februar 1897 morgens in der Religionsstunde wurde des 400jährigen Geburtstags Melanchthon’s in einer Rede folgenden Inhalts gedacht: Melanchthon’s Entwicklungsgang. Seine Bedeutung a als Pädagoge b als Luthers Freund und Gehülfe. Am 22. März 1897 morgens 9.00 Uhr wurde der 100jährige Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers Wilhelms des Großen durch Schulfeier begangen. I. Schulrede: „Durch Macht zum Licht.“ 1) ein Blick auf das Leben und die Thaten des großen Kaisers. 2) was dem Deutschen Volke, ja jedem einzelnen Deutschen, für ein dauernder Segen daraus erwachsen ist. II. Deklamationen seitens der Kinder. III. Vaterlandslieder gesungen.
Am Schlusse wurden noch 5 Exemplare der Schrift „Kaiser Wilhelm der Große“ von Freifrau v. Liliencron, an die 5 ersten Knaben und Mädchen als Prämien verteilt. In analogischer Weise werden folgende Schulfeiern veranstaltet: Alljährlich am 27. Januar der Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm II. Am 31. Oktober jedes Jahres wird in der Religionsstunde die Bedeutung der Reformation dargelegt. Fällt der 31. Oktober auf einen Sonntag, so geschieht dies in der letzten, dem 31. Oktober voraufgehenden Religionsstunde. Auf allerhöchsten Befehl wurde am 22. Dezember 1899 vormittags 10 ½ - 11 ½ Uhr der nahe bevorstehenden Jahrhundertwende gedacht. Wie wir auf jeder neuen Lebensstufe, die wir erreicht haben, nicht vergessen, den prüfenden Blick rückwärts schweifen zu lassen und zu erwägen, was wir erkämpft und erstritten haben, so hielten wir es auch im Scheine der Morgenröte eines neuen Jahrhunderts für unsere Pflicht, einen Rückblick zu werfen auf das seinem Ende sich nähernde Zeitalter und noch einmal vor unsern geistigen Augen vorüber gehen zu lassen, was das alte Jahrhundert den Menschen, in Sonderheit unserem deutschen Volke und Vaterlande gebracht hat. Folgendes wurde in längerer Rede ausgeführt:
Das 19. Jahrhundert kam heran unter Kanonendonner und Schlachtenlärm. Die Befreiungskriege hinterließen Deutschland das nationale Bewusstsein und die bürgerliche Freiheit. Es blühte überall neues Leben auf. Die Landwirtschaft gewann durch die Ablösung der bäuerlichen Lasten, wodurch unsere Bauern in den selbständigen Besitzt von Grundeigentum kamen, einen ungeheuren Aufschwung. Handel und Industrie wurden gefördert durch die Anlage von Chausseen, am meisten durch die Gründung des Deutschen Zollvereins. Ferner wurde geredet über die regelmäßigen Postverbindungen, die Dampfschiffe, die Elektrizität, die Maschinen, Zündnadelgewehr, Streichzündhölzchen, Nähmaschinen, Telegraphen, Telephon u.s.w. Viele Volksschulen und Lehrerseminare wurden gegründet.
Die Wiederaufrichtung des Deutschen Kaiserreichs. Sorge unserer Kaiser für die Arbeiter durch das Krankenkassen-, Unfallversicherungs-, Altersversicherungs- und Invalidengesetz u.s.w. Die Feier schloß mit dem Gesange: Ach bleib mit deiner Gnade.
Am 27. Januar 1900 wurde vormittags 10.00 Uhr in der Schule der Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers gefeiert. Eingeleitet wurde die Feier durch den gemeinschaftlichen Gesang: „Vater, kröne du mit Segen“, durch die Bibellektion: Psalm 21, 2 – 8 und Gebet des Lehrers. Dann folgte eine Ansprache des Lehrers, abwechselnd mit Deklamationen und Vaterlandsliedern seitens der Kinder. Erschienen waren sämtliche hulkinder und 8 Erwachsene. Die königliche Regierung zu Stade hat sämtliche Lehrer des Bezirks beauftragt, streng darüber zu wachen, ob die Schulkinder Streichhölzer und anderes Feuerholz bei sich tragen und damit Unfug treiben. Diese Gegenstände sind den Kindern abzunehmen. Kinder, die mit Streichhölzern oder anderem Feuerzeug irgendwelchen Brand verursacht oder auch nur Unfug getrieben haben, sollen „exemplarisch körperlich“ bestraft werden. Ferner sollen die Lehrer am Anfange eines jeden Schuljahres ihre Kinder warnen, bezeichnete Gegenstände bei sich zu führen, und auf die Gefahren der Brandstiftung und die gerichtliche Bestrafung des Brandstifters zweckentsprechend hinweisen. Veranlasst wurde diese Verfügung durch die amtlichen Erhebungen bezüglich der im Frühjahr und Sommer dieses Jahres vorgekommenen vielen Wald- und Heidebrände. Es hat sich dabei herausgestellt, dass einige dieser Brände von Schulkindern auf dem Wege zu und von der Schule oder Konfirmandenstunde durch Streichhölzer oder anderes Feuerzeug in fahrlässiger Weise verursacht worden sind.
Anlässlich des 200jährigen Bestehens des Königreichs Preußen wurde am 18. Januar 1901 in der hiesigen Schule auf allerhöchsten Befehl Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm II. eine Schulfeier veranstaltet. Die Feier verlief folgendermaßen:
Gemeinschaftlicher Gesang: Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren. Bibellektion Psalm 100: Jauchzet dem Herrn alle Welt u.s.w. Gebet des Lehrers. Ansprache des Lehrers. Es sind in dieser Rede den Kindern die Wohltaten, die unser Land und Volk dem edeln Herrschergeschlecht der Hohenzollern verdankt, vergegenwärtigt. Es wurde gezeigt, wie Preußen und Deutschland aus den kleinsten und unscheinbarsten Anfängen zu einem Staat von größter Macht und Herrlichkeit emporgestiegen ist. Dazwischen wurden Vaterlandslieder gesungen. Zum Schluß dieser Feier wurde dem König der Könige die Ehre gegeben und gesungen: Nun danket alle Gott. Zugleich wurde in der Ansprache mit auf den Geburtstag des Kaisers hingewiesen, weil Kaiser Wilhelm II. es als seinen ausdrücklichen Wunsch verkündet hat, dass in der Schule mit der Feier des Krönungsjubiläums die Feier seines Geburtstags verbunden und dass von einer besonderen offiziellen Feier seines Geburtstags am 27. Januar Abstand genommen werden solle. Am 9. Mai 1905 wurde zur Erinnerung an Schillers hundertjährigen Todestag in der hiesigen Schule in einer Vormittagsstunde eine Schillergedenkfeier durch Vortrag des Lehrers, Gesang und Deklamation bzw. Vorlesung Schillerscher Dichtungen festlich begangen. Am Abend loderte auf dem Weyerberge an der Stelle, wo die Bismarcksäule errichtet werden soll, ein mächtiges Feuer auf. Nach entfernter gelegenen Orten, z. B. Verden, Bremervörde u.s.w. war die Bitte ausgesprochen worden, dass Feuer zu beobachten und darüber zu berichten, jedenfalls um dadurch einen Anhalt für die günstigste Lage der Bismarcksäule zu gewinnen. Am 1. April 1906 trat der Geheime Regierungs- und Schulrat Lauer in den wohlverdienten Ruhestand und der bisherige Seminardirektor Gerlach in Osterode in Ostpreußen wurde zu seinem Nachfolger ernannt. Am Sedantag wurde den gefallenen Kameraden von 1870/71 als Zeichen der Dankbarkeit in Worpswede ein Denkmal errichtet. Das Denkmal, welches den heiligen Ritter St. Georg darstellt, - es ist dasselbe wie in Vollersode, welches vor einiger Zeit eingeweiht wurde, - hat in vielfacher Beziehung eine symbolische Bedeutung. Der Name Jürgen findet sich in St. Jürgen und Neu St. Jürgen wie auch in äußerst vielen Familien. Wie der Ritter St. Georg ein Schutzpatron des Waffenhandwerks und Bekämpfer des Drachens, so mögen auch die vielen Jürgen hiesiger Gegend Bekämpfer der Unkultur sein. Anlässlich des 100 Geburtstages Fritz Reuters am 7. November 1910 wurde eine von Herrn D. Monsees in Wörpedahl Nr. 5 geschenkte Eiche unter Beisein des Lehrers F. Schröder von den Schülern Johann Monsees, Wilhelm Wülbers, Georg Clausen und Konrad Kück auf dem Schulhofe hinter dem Brunnen an Hinr. Lilienthals Seite gepflanzt.
Am 9. Februar 1911 fand die Betriebs-Eröffnung der Kleinbahnstrecke Bremervörde – Osterholz statt.
Durch die Eröffnung der Bahn Bremervörde – Osterholz ist in den Verkehrsverhältnissen der Schulgemeinde eine große Umwandlung hervorgerufen. Bis dahin konnten die Einwohner nur per Schiff zum Kreisorte Osterholz gelangen, oder sie mussten den großen Umweg auf der Landstraße über Worpswede – Neu St. Jürgen – Teufelsmoor - Penningbüttel machen. Jetzt ist eine Verbindung auf dem kürzesten Wege geschaffen. Weyermoor wurde Haltestelle an der Bahn. Leider ist es nicht gelungen für Weyermoor auch eine Güterabfertigungsstelle zu erhalten, da kein öffentlicher Weg zur Haltestelle führt. Hoffentlich wird es auch in nicht allzu ferner Zeit gelingen, hier Güter ein- und ausladen zu können.
Der Sommer 1911 zeichnete sich durch große Hitze und Trockenheit aus. Im August war auf Anordnung der Königlichen Regierung der Unterricht für die Unterstufe ganz geschlossen; Mittel- und Oberstufe wurden um 10.00 Uhr vormittags entlassen, wenn das Thermometer um
9.00 Uhr 20 o C. zeigte, und das war häufig der Fall. Sämtliche Wasserläufe waren ausgetrocknet, in den Brunnen war Wassermangel, die Kanäle hatten so wenig Wasser, dass sie mit Schiffen nicht konnten befahren werden. Das Heu, der 2. Schnitt, musste per Wagen nach Haus gebracht werden, was bis dahin in Nordwede und Wörpedahl wohl kaum geschehen war. 1912 im Sommer waren die Folgen der Trockenheit im Boden noch zu spüren und manche Brunnen hatten ihren gewöhnlichen Wasserstand da noch nicht wieder erreicht. Der Grundwasserstand ist überhaupt tiefer gelegt worden, verursacht durch die in den Neuziger Jahren vorgenommene Weserkorrektion, so dass Überschwemmungen, wie 1880/81 und in früheren Jahren kaum mehr vorkommen werden.
1912. Das Jahr 1912 ist ohne bemerkenswerte Vorkommnisse vorübergegangen.
1913. Am 1. Oktober 1910 wurde der Pastor Fittschen von dem Amte des Kreisschulinspektors entbunden. Er blieb Ortsschulinspektor, und für die Kreise Osterholz und Achim ein Kreisschulinspektor im Hauptamt bestellt, mit dem Sitz in Hemelingen. Zum Kreisschulinspektor wurde Rotermund, bis dahin Kreisschulinspektor in einem Bezirke in Ostpreußen, ernannt. Gleichzeitig wurde Regierungs- und Schulrat Gerlach von Stade nach Erfurt versetzt. An seine Stelle trat der bisherige Kreisschulinspektor für Lehe und Geestemünde, Herter.
Es war prophezeit, das Jahr 1913 würde ein Kriegsjahr werden. Diese Voraussage ist glücklicher Weise nicht eingetreten.
Am 4. Juni 1913 feierte das Ehepaar Gevert Wellbrock und Frau Helene geb. Murken, Nordwede 6 das seltene Fest der Goldenen Hochzeit.
Am 17. Juni 1913 starb plötzlich und unerwartet der Ortsschulinspektor Pastor Fittschen am Herzschlag. Am Abend vorher war er noch in Gesellschaft mehrerer Gemeindeglieder frisch und wohlgemut, daher überraschte der plötzliche Tod des verehrten Seelsorgers umsomehr. Auf dem Kirchhofe in Worpswede ist er beerdigt. Er hat der Gemeinde 21 Jahre gedient. Am 18. Oktober 1913, dem Gedenktage der Schlacht bei Leipzig, fand eine Feier in allen Schulen statt.
1914. Am 15. Febr. 1914 wurde Pastor Röhrbein als Seelsorger für die Gemeinde Worpswede eingeführt. Bald darauf wurde er auch zum Ortschulinspektor für die Schulen der Kirchgemeinde Worpswede bestellt.
Am 1. April 1915 trat Lehrer Schröder in den Ruhestand. Seit dem 1. Okt. 1870 hat Herr Schröder die hiesige Schulstelle verwaltet und mit den Gemeindegliedern Freud und Leid getragen. Er hat die Liebe und das Vertrauen der Gemeinde in vollem Maße sich erworben und wurde von Jung und Alt geachtet. Das wurde im bewiesen dadurch, dass fast sämtliche Gemeindeglieder zur Abschiedsfeier sich eingefunden hatten um ihrem altbewährten Lehrer noch einmal in die Augen zu sehen und ihm zum Abschied die Hand zu drücken. Die Abschiedsfeier leitete Herr Pastor Röhrbein als Ortsschulinspektor. Während einer Dienstzeit von etwa 52 Jahren hat Herr Schröder das Aufblühen der Schule im Ganzen, sowie auch im engeren Kreise miterlebt und hat an seinem Teile mitgeholfen, dass die Schule das wurde, was für sie erstrebt und erhofft wird, eine wahre, rechte, deutsche Kulturstätte. Mögen ihm noch eine Reihe von Jahren beschieden sein, in alter Frische und Gesundheit in seiner Familie der Ruhe zu genießen und mitzuerleben, wie nach dem augenblicklichen Völkerringen Deutschland wieder aufblüht und mit ihm die Schule sich weiterentwickelt. Das walte Gott!
Zum Nachfolger Schröders wurde der Lehrer Wellbrock aus Worpswede von der Schulgemeinde einstimmig gewählt und die Wahl von der Königl. Regierung bestätigt. Wellbrock ist am 25. Febr. 1864 in Nordwede geboren und war von 1870 bis 1878 Schröders Schüler. Seit dem 1. Oktober 1884 war W. Lehrer an der Volksschule in Worpswede, also 30 ½ Jahr. Am 15. April 1915 durch Herrn Pastor Röhrbein im Beisein des Schulvorstandes eingeführt, erteilte er an diesem Tage zum ersten Male in der hiesigen Schule den Unterricht.
Der Krieg 1914/18 Das Jahr 1913 sollte nach Prophezeiungen ein Kriegsjahr werden, aber glücklich ging es vorüber, ohne dass irgendwo in der Welt ein blutiger Völkerkampf satt gehabt hätte. Um so schlimmer sollte es 1914 und in den folgenden Jahren kommen. Im Kriegsjahr 1914 las man in den Zeitungen, dass zwischen den Regierungen der Großmächte Unstimmigkeiten vorhanden waren, aber man hoffte, sie würden sich wohl einigen und es zu keinem Kriege kommen lassen. Da wurde das österreichische Kronprinzenpaar in Sarajevo von Serben ermordet. Österreich verlangte von Serbien strenge Ahndung. Aber Serbien, von Russland unterstützt, verweigerte die Genugtuung. Da erklärte Österreich an Serbien den Krieg und verlangte nur Genugtuung für das Attentat. Folglich mobilisierte Russland gegen Österreich und zog auch an der deutschen Grenze große Truppenmassen zusammen. Infolgedessen war die deutsche Regierung genötigt, ebenfalls Streitkräfte an der Ostgrenze zu sammeln. Unser Kaiser ist in seiner Friedensliebe bis zum Äußersten gegangen und hat keine Gelegenheit unversucht gelassen, den Frieden zu erhalten, es gelang ihm nicht. Schon seit langem war von England aus ein Krieg gegen Deutschland geplant, da es für seine Weltherrschaft fürchtete und die Franzosen schrieen ja seit 1870/71 ständig nach Rache. Gegen Österreich und Deutschland standen Russland, England, Frankreich, Serbien, Montenegro, Japan. Da konnte uns wohl eine Bangigkeit kommen, im Angesicht so vieler Feinde. Am 1. Aug. 1914 ordnete der Kaiser die allgemeine Mobilmachung an. Der 2. Aug. war der erste Mobilmachungstag. Bei der ganzen Bevölkerung stockte der Atem, alle schienen, obwohl mitten in der Ernte, gelähmt, keiner hatte Lust zur Arbeit. Sehr viele Leute liefen zu den Banken und Sparkassen, um ihre Guthaben in Sicherheit zu bringen. Alle horchten auf Nachrichten von der Grenze. Gleich am ersten Mobilmachungstage mussten die jüngsten Reservisten sich zum Eintritt ins Heer stellen. Mit jedem folgenden Tage mussten weitere eintreten, bis alle gedienten Reservisten und Landwehrleute in etwa 3 Wochen ins Heer eingetreten waren. Unter den jungen Leuten war große Begeisterung, alle wollten als Kriegsfreiwillige eintreten und meinten, sie kämen garnicht mehr an den Feind und bedauerten, dass sie nicht hätten mithelfen können, den Feind zu schlagen. Einige reisten wochenlang im Lande umher und suchten Truppenteile bei denen noch Freiwillige angenommen wurden. Alle Regimenter hatten Überfluß an Freiwilligen. Allmählig nahmen die Zurückgebliebenen die Beschäftigung wieder auf. In den ersten Tagen im Aug. hörte man die wildesten und unsinnigsten Gerüchte über den Einbruch der Feinde in unser Land. Für den 5. Aug. war ein allgemeiner Buß- und Bettag angesetzt. Selten sind die Gotteshäuser so besucht gewesen, wie an diesem Tage. Am 7. Aug. traf die erste Siegesnachricht von der Erstürmung Lüttichs ein. Da kam wieder Hoffnung in die Leute. Als dann in kurzer Folge weitere Siegesnachrichten vom westlichen Kriegsschauplatze eintrafen, da wurde allgemein angenommen, dass der Krieg nicht von langer Dauer sein könne, Weihnachten seien alle wieder heimgekehrt. Das Weihnachtsfest kam und noch immer war kein Ende abzusehen, ja die leitenden Staatsmänner Englands verkündeten, dass in 2 Jahren der Krieg erst recht anfangen solle. Bald kamen dann auch Nachrichten, dass Gemeindeglieder verwundet worden seien oder gar gefallen wären. Bis April 1915 war aus unserer Schulgemeinde keiner gefallen, wohl aber Diedrich Clausen aus Weyermoor war vermisst. Der war Anfang Nov. 14 nach der Ostfront gekommen und ist seitdem keine Nachricht von ihm gekommen, als dass er vermisst sei. Später ist festgestellt, dass er am 20. Nov. 1914 gefallen ist. D. Clausen war unverheiratet und der älteste Sohn von Hinrich Clausen Weyermoor. Verwundet wurde Friedrich Thielking Worpedahl, Schrammschuß am Kopf, und Georg Wellbrock Nordwede, Schuß durch die linke Hand. Für die landwirtschaftlichen Arbeiten kamen Hilfskräfte aus Bremen. Die alten Leute, die schon auf Altenteil gegangen waren, halfen mit, und besonders die Frauen mussten bei den Draußenarbeiten mithelfen. So konnte die Ernte geborgen und die Winteraussaat vollauf bestellt werden. Die Liebertätigkeit regte sich aller orten. Außer der regierungsseitigen Unterstützung an die Frauen der Einberufenen wurde durch freiwillige Gaben eine Kriegshilfe ins Leben gerufen, aus der besonders Notleidende unterstützt werden sollen. Den Soldaten im Felde wurden zahlreiche Pakete geschickt. An großes Sparen wurde vorläufig nicht gedacht, da man meinte, der Krieg könne nicht lange dauern. Im Frühjahr 1915 fingen dann an die Lebensmittel knapp zu werden. Die Kolonialwaren stiegen mächtig im Preise, da England uns jegliche Zufuhr abgeschnitten hatte. Wir hatten nur die Vorräte, die im Lande waren, zu verbrauchen. Um Brotgetreide zu sparen, verbot die Regierung das Verfüttern von Roggen, Hafer, Gerste und Weizen an das Vieh. Schweine wurden in Menge abgeschlachtet, damit sie das Getreide nicht aufzehrten. In manchen Haushaltungen wurden in kurzer Zeit 10 – 20 Schweine geschlachtet. Im Dezember 1914 kamen die ostpreußischen Flüchtlinge, die bei dem Russeneinbruch ihre Heimat verlassen mussten. In Nordwede waren 3, in Wörpedahl 1, in Weyermoor 2 Flüchtlinge untergebracht. Ende März 1915 kehrten diese zurück. Die haben viel Trauriges erzählt. Wir konnten nicht dankbar genug sein, dass unsere Gegend nicht direkt von den Feinden zu leiden hatte. Die Frühjahrsarbeiten 1915 wurden gut bestellt. Leider traten Nachtfröste ein und verdarben viele Gartenfrüchte. Auch die Roggenblüte litt unter dem Frost, infolgedessen es eine geringe Ernte gab. Auf Brotkarte gab es monatlich 9 kg Mehl oder 14 kg Brot. Alles übrige Korn musste abgeliefert werden. Vieh musste auch abgeliefert werden, von je 3 Tieren 1 Stück. Das war für die Landwirtschaft eine harte Maßnahme, die viel Verbitterung hervorgerufen hat, zumal man Verdacht hatte, dass dabei Unregelmäßigkeiten vorkommen sollten. Kleidungsstücke, Kolonialwaren, besonders Fette waren rationiert. Butter musste an die Fettstelle abgeliefert und die Milch an die Molkerei geliefert werden. Da hat mancher, der ehrlich ablieferte, selbst große Not leiden müssen. Die waffenfähigen Männer waren nach und nach alle eingezogen bis zum Alter von 45 Jahren. Alle diese Nöte wurden gern ertragen, da man doch allgemein hoffte und ganz fest an unseren Sieg glaubte. Es kamen ja auch häufiger Siegernachrichten. Dann wurden die Glocken geläutet und es war schulfrei. Am 25. Sept. 1915 kamen die ersten Kriegsgefangenen in unsere Schulgemeinde. 10 russische Gefangene sollten beim Stellbesitzer G. Wellbrock Nordwede eine Fläche Heideland urbar machen. Sie kamen aus dem Gefangenenlager Schiffdorf, dessen Kommandant Hauptmann Döhrmann war, seine Familie wohnte in der Wörpedahler Schule. Das nächste Gefangenenlager war in Teufelsmoor. Die Gefangenen waren durchweg fleißige Leute, aber hatten großen Appetit. Sie wurden beaufsichtigt von dem Landwehrmann Einwohner Johann Grimm, Waakhausen 4. In dessen Hause hatten sie auch ihr Nachtlager. Anfangs waren die Leute ganz misstrauisch gegen die Gefangenen, gewöhnten sich aber bald daran. Da sie sahen, dass es harmlose Leute waren, wollten bald mehrere auch Gefangene zur Hülfe bei der Arbeit haben und später sah man fast auf jedem Hofe einen Russen als Arbeiter. Sie sind bis Kriegsende hier geblieben.
Die Schule wurde durch den Krieg stark in Mitleidenschaft gezogen, da alle jungen Lehrer auch eingezogen waren. Die älteren Lehrer und alten Lehrer hatten die verwaisten Klassen mit zu versehen. So habe ich Vertretung gehabt in Südwede im Juni 1915, in Waakhausen von August 1915 bis Februar 1916, in Mevenstedt im November 1916, in Worpswede bis Januar 1919. In hiesiger Schule war während des ganzen Krieges wöchentlich nur an 3 Tagen Unterricht. So konnte also von einem regelrechten Unterricht nicht die Rede sein. Dazu kamen noch die vielen Hilfeleistungen die die Schule zu besorgen hatte. Zuerst Sammlungen für das Rote Kreuz. Dann Kriegsanleihen mussten aufgebracht werden. Zur 2. Kriegsanleihe wurden in unserer Schule etwa 15000 M gezeichnet, bei der 3. u. 4. ebensoviel. Bei den folgenden Anleihen nahmen die Summen ab, da das Geld knapper wurde. Alle diese Gelder sind im Januar 1921 nebst 5 % Zinsen p.a. zurückgezahlt. 1916, 17, 18, sind in der Erntezeit auf allen Feldern Ehren gesammelt. An einem Nachmittage hatten die Kinder 25 Pfd. reines Korn zusammen gebracht. Im Herbste wurde Obst gesammelt, das zu Marmelade verarbeitet wurde. Dann wurden noch Metalle, Knochen, altes Papier, Beeren u.s.w. gesammelt und abgeliefert. Am meisten brachte noch das Laubsammeln. Aus dem Laub wurde Futter für die Pferde gewonnen. Im Herbste 1917 wurden 14 Ctr. getrocknetes Laub von der Schule abgeliefert für 123 M. Für diese Summe wurden etwa 40 Bände zur Schulbibliothek gekauft. Das ist der Anfang der Bibliothek. Durch Lesegeld und freiwillige Gaben aus der Gemeinde ist es möglich geworden die Zahl der Bücher auf etwa 80 zu erhöhen. Der Einband war nur leicht, darum sahen die Bücher bald ganz zerlesen aus.
Nun die Opfer, die der Krieg aus der Gemeinde an Toten gefordert hat. Zuerst der schon früher genannte Dietrich Clausen Weyermoor. Dann fiel am 14. August 1915 Johann Poppe, der einzige Sohn von Hinrich Poppe Nordwede 3 in Russland. Die den Eltern übrig gebliebene Tochter starb 20 Jahre alt 1922. Johann Viohl, Sohn von Diedrich Viohl Weyermoor 7 fiel am 11. Juli 1915 in Russland. Martin Haar, der älteste Sohn von Georg Haar in Nordwede 7 fiel am 23. Juni 1916 in Russland. Fritz Otten, Sohn von Hinrich Otten Nordwede 10 fiel am 2. Juni 1916 in Frankreich. Wilhelm Döhrmann, Sohn des Hauptmann Döhrmann, Schule in Wörpedahl, fiel am 28. Oktober 1916 in Frankreich. August Brüning, Einwohner in Nordwede 15 fiel am 17. April 1917 in Frankreich. Um ihn trauern seine Frau und 2 Kinder. Hinrich Clausen, Sohn von Hinrich Clausen Weyermoor 8 und Bruder von dem zuerst gefallenen, fiel am 11. Oktober 1917 in Frankreich. Georg Viohl, Sohn von Diedrich Viohl in Weyermoor und Bruder von dem vorhin genannten Johann Viohl fiel am 1. April 1918 in Frankreich. Albert Schäfer Dienstknecht bei L. Siedenburg Weyermoor 2, A. Sch. stammt aus Bremen und war kriegsgetraut mit Frl. Busch in Mevenstedt, fiel am 1. Oktober 1918 in Frankreich. Ferdinand Kück, Sohn des Möbeltischlers J. D. Kück Worpswede 74 fiel am 1. November 1918. Karl Petersen, Arbeiter in Worpswede erzogen bei D. Monsees in Wörpedahl fiel 1918. Um ihn trauern seine Frau und 3 Kinder. Das sind 12 liebe Glieder unserer Schulgemeinde um die wir trauern. Eingezogen zum Kriegsdienst waren aus der Schulgemeinde 44 Mann, das sind 27 1/3 % die nicht zurückgekehrt sind. Fast alle Einberufenen sind ein oder mehrere Male verwundet worden. In Kriegsgefangenschaft gerieten Julius Lächelt Nordwede 11. Bernhard Gerken Weyermoor 10. Heinrich Gieschen Nordwede 4. Alle sind nach Kriegsende bald zurückgekehrt. Je länger der Krieg dauerte, je größer wurde die Not in der Bevölkerung, da wir gar keine Zufuhr hatten. Dem Brot wurden Steckrüben und andere Stoffe beigemengt, um nur den Magen zu füllen. Als Aufstrich gab es Marmelade und andere Sachen. Suppen wurden gekocht von Dörrgemüse. Als 1916 und in den folgenden Jahren die Kartoffeln nicht reichten, wurden viel Steckrüben gegessen. Bei der Knappheit der Lebensmittel lässt es sich denken, dass diese mächtig im Preise stiegen, um das Dreifache bis Vierfache der normalen Preise. Hier auf dem Lande halfen sich die Leute noch einigermaßen durch, in den Städten war die Not außerordentlich groß und groß war die Zahl derer, die an Unterernährung starben, besonders alte Leute. Wo reichlich Lebensmittel waren, mussten dieselben abgeliefert werden. Für jede Person durften z. B. 9 kg Roggen monatlich, täglich ¾ kg Kartoffeln, wöchentlich 100 g Butter u.s.w. behalten werden, aller übriger Vorrat musste abgeliefert werden. In dieser Not sehnten sich alle nach dem Kriegsende, der Krieg musste ein Ende haben um jeden Preis. Auch die Soldaten waren überdrüssig und man hörte von Meutereien in einzelnen Regimentern. Das ganze Volk war mürbe und meinte allgemein, schlimmer könne es nicht werden. Die Front konnte sich nicht mehr halten, auf der ganzen Linie wurden unsere Divisionen zurückgedrängt, zumal den Feinden sich die Amerikaner angeschlossen hatten und in unseren Regimentern die Lücken nicht mehr aufgefüllt werden konnten, da es an Ersatz fehlte und junge Leute von 17 Jahren schon mit ganz vorne standen. Endlich wurde ein Waffenstillstand abgeschlossen. Fast gleichzeitig brach dann auch die Revolution aus. (Nov. 1918) Da ging alles drüber und drunter. Der Kaiser floh nach Holland und Deutschland wurde Republik. Die Heere strömten meist ohne Ordnung zurück, jeder trachtete möglichst bald nach Hause zu kommen. Da war es den Feinden ein Leichtes, uns den Vertrag von Versailles zu diktieren. Was daraus geworden ist, haben wir zur Genüge zu fühlen bekommen. Statt dass es mit dem Kriegsende besser werden sollte wurde es schlimmer, denn je. Da die fremden Mächte kein Vertrauen zu Deutschland haben konnten, hielten sie mit der Einfuhr von Lebensmitteln zurück, und wenn etwas eingeführt wurde, musste es sehr teuer bezahlt werden. Der Wert der Mark fiel ganz ungeheuer. Die Regierung suchte wohl den Verfall aufzuhalten, aber es war ihr unmöglich. Es kam soweit, dass ein Dollar früher 4,20 M, im November 1923 auf 4,2 Billionen M stieg. Da kam der gewaltige Rückschlag. 1 Billion M wurde auf den Wert von 1 M festgesetzt. Mit einem Schlage hatten alle Leute ihr Vermögen verloren. Besonders schlimm ging es jetzt den Rentnern, da sie alles verloren hatten und nun von allem entblößt dastanden. Ganz allmählich kam jetzt die Wirtschaft wieder in Gang. Besonders schwer drückten die vielen Steuern: Einkommensteuer, Vermögenssteuer, Grundwertsteuer, Umsatzsteuer, Landabgabe, Rhein und Ruhrabgabe u.s.w. Nach der Revolution bildete sich in Ostendorf-Worpswede ein Bauernrat unter Heinr. Vogeler’s Führung. Dieser sollte die ganze Gegend regieren, ist aber nicht zur Bedeutung gekommen. Auch auf dem Gebiet der Schule hat die Revolution Neuerungen gebracht. Zunächst sollte die Arbeitsschule eingerichtet werden. Ein Kreis- und Bezirkslehrerrat wurden gewählt. Ein Elternbeirat wurde in jedem Schulverbande eingerichtet. Dieser konnte hier in W. kaum gebildet werden, weil keine Wahlbeteiligung war. Bei der Neuwahl 1924 waren nur 2 Wahlberechtigte anwesend. Der Schulbetrieb wurde erschwert durch die Teurung der Schulbücher. Die Schülerzahl hat abgenommen, daher sollten an größeren Schulsystemen Klassen abgebaut werden, dadurch wurden Lehrkräfte frei. Alle Lehrer über 60 Jahren sollten abgehen. Die ersten 4 Schuljahre sollen die Grundschule bilden. Es mussten neue Lehrpläne aufgestellt werden und neue Lehrverfahren an Stelle der alten gewohnten treten. Das alles verleidete mir die Amtsführung und daher beantragte ich meine Pensionierung zum 1. Januar 1924. Am 18. Dez. 1924 verabschiedete ich mich von den Kindern. 9 ¾ Jahre habe ich die Stelle verwaltet.
Zum 1. Dez. 1924 ist der bisherige Schulrat Rotermund nach Hildesheim versetzt. An seine Stelle ist Herr Dr. Thaler gekommen. Die Regierung in Stade hat mich mit der Verwaltung der Schulstelle des in den Ruhestand versetzten Lehrers Wellbrock vom 1.1.1925 ab beauftragt. Ich, Hermann Gätjen, wurde am 10. Oktober 1900 in Daverden, Kreis Achim geboren. In meinem Heimatort, in dem mein Vater sich der Landwirtschaft widmete, besuchte ich die Volksschule. Mit dem vollendeten 14. Lebensjahre kam ich im Jahre 1915 auf die Präyarandenanstalt zu Verden. Meine Ausbildung erlitt eine Unterbrechung, als ich im Jahre 1918 (Weltkrieg) Soldat werden musste. Nach Beendigung der Militärzeit besuchte ich das Seminar zu Wunsdorf v. Han., das ich im Jahre 1921 absolvierte. Ich hatte jetzt – der Not gehorchend – Gelegenheit, mich verwaltungstechnisch auszubilden, weil durch den nicht unerheblichen Überfluß an jungen Lehrern an eine Unterbringung im öffentlichen Schuldienst nicht zu denken war. – Zu meiner größten Freude erhielt ich zum 1. Mai 1924 meine erster Schulstelle in Frankenburg, Kreis Osterholz. Von hier aus wurde ich für eine kurze Zeit nach Sittensen, Kreis Zeven versetzt, um dann die mir nicht unbekannte einkl. Schule in Wörpedahl zu übernehmen. 8.1.1925. Tag der Übernahme. Anläßlich des Ablebens des verdienten Reichspräsidenten Friedrich Ebert, wurde auf Veranlassung der Behörde am Mittwoch, dem 4. März eine würdige Gedenkfeier abgehalten. 18.2.1925. Schulrat Dr. Thaler revidierte die Schule 12. Mai 1925. Amtsantritt des neuen Reichspräsidenten von Hindenburg. Der Herr Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung hat angeordnet, dass an diesem Tage der Unterricht in sämtlichen Schulen ausfällt. In der Schulfeier wurde in würdiger Weise auf die Bedeutung des Tages hingewiesen. 17.11.1925. Oberregierungsrat Härter und Schulrat Dr. Thaler revidieren die Schule. 20.9.1926. Herr Schulrat Dr. Thaler, Herr Rektor Paasch und Herr Lilienthal nehmen meine 2. Prüfung ab. 30.10.1926. Am heutigen Tage habe ich mich von den Kindern verabschiedet. Die Regierung in Stade hat mich mit der Verwaltung einer Schulstelle in Bergedorf beauftragt. 1.11.26. Die Schulstelle wird endgültig durch den Lehrer Claus Viets, geb. 30.10.98 in Bremervörde, bisher Lehrer in Bergedorf, Kreis Osterholz, besetzt. Die Lehrerwohnung ist, da sie seit 1915 nicht vom derzeitigen Stelleninhaber bewohnt worden ist, sondern anderweitig vermietet worden ist, in einem sehr schlechten Zustande. Es wird deshalb noch im Novbr. u. Dezbr. eine Innenreparatur vorgenommen. Daran schließt sich im Herbst 1928 eine Außenreparatur, die darin besteht, dass das Schulgebäude einen neuen Ölanstrich bekommt. Türen + Fenster werden ausgebessert. Lehrer lässt auf eigene Rechnung auf dem Hausflur Holzfußboden legen und Reparaturen im Schweinestall ausführen. Dezbr. 27. Die Schule wird vom Schulrat Dr. Thaler revidiert. Im Sommer 1927 findet eine Regelung der Schulwegeangelegenheiten statt. (Dicke Protokollbuch der Schulvorstandssitzungen) Die Regelung scheitert zum Teil an dem Widerstande des Kontrahenten M. Kück, Weyermoor. Im Winter 27/28 wird zum 1. Male der Ebbersch’e Weg, der von der Gemeinde Nordwede laut Vertrag benutzt wird, von der gen. Gemeinde in Fußwegbreite gesandigt. Das Jahr 1928 vergeht ohne besondere Angelegenheiten. 1.4.1929. Laut Ministerialerlaß werden die 5 bisher politisch selbständigen Gemeinden Weyermoor, Wörpedahl, Nordwede, Südwede, Worpheim zu einer Gemeinde zusammengefasst, die den Name Gemeinde Worpheim hat. Die bisherigen Gemeinden erhalten die Bezeichnung „Ortsteile“ innerhalb der Gemeinde Worpheim. Dadurch ist aus den beiden Gesamtschulverbänden 1. Südwede u. Worpheim 2. Wörpedahl, Nordwede, Weyermoor der Eigenschulverband Worpheim mit 2 einklassigen Schulen im Ortsteil Wörpedahl u. Südwede entstanden. Der vom neugebildeten Gemeindeausschuß (10 Mitglieder, 1 Vorsteher), neugewählte (Jemei) Schulvorstand wird gebildet aus den 2 Lehrern (zur Zeit Klinckworth, Südwede C. Viets, Wörpedahl) dem Gemeindevorsteher und 6 gewählten Mitgliedern (2 aus Ortsteil Worpheim und je 1 aus den anderen 4 Ortsteilen) Zum Vorsitzenden schlägt der neue Schulvorstand der Regierung den Lehrer Klinckworth vor, der auch ernannt wird. Herbst 29. Der Fußboden in der Klasse, der sich wegen ungenügender Fundierung gesenkt hat (bis zur Mitte etwa 25 cm) wird aufgerissen. Es werden 9 Pfeiler bis auf festen Sand ge-trieben, die Rippen des Fußboden auf 3 eisernen Träger gebettet und der Fußboden so neu verlegt, dass er fest und eben liegt. 1930. Der Lehrer beantragte schon im Frühjahr u. Sommer 1929 den Neubau eines Abtrittes für die Schulkinder und in Verbindung mit diesem den Bau einer Waschküche, ferner beantragte er die Beschaffung neuer Schulbänke (Revisionsbericht des Schulrats) sowie die Beschaffung eines neuen Küchenherdes für die Lehrerwohnung. Letzterer wurde bewilligt, die Erledigung der anderen Anträge wurde hinausgeschoben. Aufgrund der Beschwerde des Lehrers wurde dem Schulverband aufgelegt, neue Abtritte mit Waschküche zu bauen. Leider wurde dem Antrag des Lehrers – auch die Regierung Stade empfahl es –, das neue Gebäude näher an das Schulhaus heranzubringen, was möglich war, nicht stattgegeben. Der Gemeinde-ausschuß beschloß vielmehr, den Neubau an der Stelle der alten Abtritte aufzuführen. Der Neubau wurde im Septbr. + Oktober 1930 ausgeführt. Im Septbr. gleichen Jahres erhielten beide Schulen neue Schulbänke, (je 150 M) wie die Lehrer beantragt hatten. Das Schulgebäude zeigte grobe, bauliche Mängel, die Lehrerwohnung vollkommen unzulänglich, feucht, ungesund und zugig. Lehrer wandte sich an die Regierung mit der Bitte um Besichtigung, die im Juni 1930 durch den Baurat Seehausen, Hochbauamt Verden vorge-nommen wurde. Es folgte die Besichtigung durch den Regierungsbaurat Krause u. des Regierungsrates Habbe mit Gemeindeausschuß u. Schulvorstand im Aug. 1930. Die Regierung verfügte am 18. Aug. 1930 (bei den Akten) das massive Aufziehen und Fundieren der SW-Wand, sowie die Beseitigung der durch den Kreisarzt Dr. Tinschert gerügten Mängel in der Klasse. In Erwartung dieser größeren Reparaturen sah der Lehrer in den Jahren 30, 31 u. 32 von der Ausführung von Innenreparaturen ab. Jedoch wurde diese gen. große Außen-reparatur auf 1931 verschoben. In den Winterhalbjahren 1927/28, 28/29, 29/30 u. 30/31 fand in der Schule ländlicher Fortbildungsschulunterricht gemäß des bez. Kreisstatus statt. Der amtl. Name war: Ländliche Fortbildungsschule Waakhausen, da der eingeteilte Bezirk so genannt war, und der Unterricht im 1. Jahr, 1926/27 in der Schule Waakhausen gegeben wurde. Im Winterhalbjahr 1931/32 wurde eine Umgruppierung der Fortbildungsschulbezirke vorgenommen und dadurch die Fortbildungsschule Waakhausen aufgehoben. (Schüler nach Worpswede) Die Schule wurde im Mai 1930 und im Dezember 1931 durch den Schulrat Dr. Thaler revidiert. – Da die Reparaturbauten, die die Unzulänglichkeit der Lehrerwohnung beseitigen sollten, noch wieder um 1 Jahr auf 1932 hinausgeschoben wurde, bemühte sich der Lehrer, um seiner Familie bessere Wohngelegenheit zu verschaffen (u. seinen heranwachsenden 3 Kindern bessere Verbindungsmöglichkeiten zu anderen Schulen zu bieten) um eine andere Lehrerstelle. – Aufgrund einer Aufforderung des Landratsamt beschloss der Schulvorstand im Juli 1932, die von der Regierung Stade geforderten Baupläne nebst Kostenanschlägen – auch für die Reparaturarbeiten im Schulgebäude Südwede – mit der Bitte um höchstmöglichste Ergänzungszuschüsse zur Genehmigung einzureichen. Er machte einen bejahenden Beschluß betr. der Bauausführung von der Höhe des bewilligten Ergänzungszuschusses – Baudrittel wird laut Notverordnung nicht mehr gewährt – abhängig. Zeichnung und Kostenvoranschläge wurden vom Architekten W. Kreiß, Osterholz ausgeführt. Letztere betragen für die Reparaturen an den Schulgebäuden Wörpedahl u. Südwede rd. 4300 M. Zeichnung u. Kostenanschläge wurden von der Regierung Stade ohne wesentliche Änderung genehmigt, und zu den Bauausführungen wurde dem Schulverband Worpheim ein Ergänzungszuschuß von 2700.- M zugesichert. Gemeindeausschuß u. Schulvorstand beschlossen in einer gemeinsamen Sitzung zu dem noch an der Gesamt-Su fehlenden Rest von 1600 M den 20 %tigen Reichszuschuß zur Instandsetzung von Altwohnungen zu beantragen, was auch geschehen ist. Der Schulvorstand wurde ermächtigt, den Bau öffentlich auszuschreiben, um festzustellen, welche Summe vom Gemeindeausschuß zu den Bauten noch neu bewilligt werden muß. Lehrer Viets, der seit Juli 1932 den Vorsitzt im Schulvorstand innehat, schrieb den Bau zwecks öffentlicher Verdingung mit einer Meldefrist bis zum 5. Januar 1933 aus. Ich habe mich im Oktober 1932 für die Lehrerstelle an der einstelligen Schule Stendorf, Kreis Osterholz gemeldet. Am Mittwoch, dem 28.12.32 erst bekam ich die Nachricht meiner Versetzung zum 1.1.33 dorthin. Ich konnte mich leider nicht mehr von den Schulkindern verabschieden, da Weihnachtsferien waren. Am Sonnabend, 31.12.32 übergab ich die Geschäfte des Schulvorstandsvorsitzenden für den Schulverband Worpheim meinem Stellvertreter, dem Landwirt Joh. Lilienthal, Worpheim. Cl. Viets, Lehrer
Ostern 1932. Schülerzahl: Schulentlassen: Kn. Mäd. Schulneulinge: Kn. Mäd. |
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