Schulchronik Waakhausen 1947 - 1967

"Wie hätten die Menschen hier

durchhalten sollen

ohne so vorbildliche Nachbarschaftshilfe."

D. Pape - Bürgermeister

 

 

 

 

 

 

Die Witterung im Mai bis Juli war äußerst regnerisch, so daß die Kartoffeln auf tiefgelegenen Äckern zum großen Teil verfaulten. Das Heu lieferte guten, das Getreide jedoch nur mittelmäßigen Ertrag. – Nach den Sommerferien sammelten die Kinder Birkenlaub. Der Erlös dafür betrug 14,69 RM. Die Schüler der älteren Jahrgänge wurden im Kartoffelkäfer-Suchdienst eingesetzt; glücklicherweise wurden keine Kartoffelkäfer gefunden.

Auch der Herbst zeichnete sich durch reichliche Niederschläge aus; aber schon 14 Tage vor Weihnachten setzt starker Frost ein, der mit wenigen kurzen Unterbrechungen bis einschl. März anhielt. Temperaturen bis – 25 o C waren öfter zu verzeichnen. Es war daher nicht möglich, den Klassenraum genügend zu erheizen, zumal 3 Außenfensterscheiben immer noch fehlten. Der erst im November angefahrene zum Teil nasse und leichte Torf war bald verbraucht, und der Unterricht mußte in der Zeit vom 11. – 20.2. ausfallen. Der Gemeinderat beschloß daraufhin, 10 rm Holz in den Waldbeständen einzelner hiesiger Bauern einzuschlagen, zu zerkleinern und dem Lehrer zur Beheizung der Klasse und des eigenen Wohnraumes zur Verfügung zu stellen. Tatsächlich wurden nur 6 rm Holz eingeschlagen und davon nur 2 rm angefahren. Trotz äußerst sparsamen Verbrauch reichte dieser Vorrat natürlich nicht aus. Zur Erläuterung sei bemerkt, daß der Lehrer das Heizen und Bereinigen des Klassenraumes gegen Lieferung von Brennmaterial für den eigenen Bedarf übernommen hatte.

Das Schuljahr 1946/47 schloß erst am 30.4. Die Ferien des Schuljahres 1947/48 wurden gekürzt, um den durch den ausnahmsweise strengen Winter bedingten großen Unterrichtsausfall wettzumachen. Zur Entlassung kamen 3 Knaben und 2 Mädchen. Das neue Schuljahr begann am 6. Mai mit 33 Schülern.

Frühling und Sommer 1947 zeichneten sich durch anhaltend schöne und sehr warme Witterung aus. Bereits im Mai und Juni traten öfter Hochsommertemperaturen (+ 25 o bis 28 o) auf. Seltene und unzureichende Niederschläge waren der Grund zu einer nur mittelmäßigen Heuernte. Getreide und Kartoffeln versprachen einen besseren Ertrag.

Der Ernährungszustand der Kinder (mit Ausnahme der Selbstversorger) ist allgemein so schlecht, daß mit Hilfe der amerikanischen Mil.-Reg. eine Schulspeisung geplant ist, die nach den Sommerferien in der gesamten britischen und amerikanischen Zone einsetzen soll. Die hierzu durchgeführte ärztliche Untersuchung der hiesigen Flüchtlingskinder ergab die traurige Tatsache, daß von 21 Flüchtlingsschülern 15 schlecht, 4 mittelmäßig und nur 2 gut ernährt sind. In den Städten ist dieses Verhältnis erklärlicherweise noch schlechter.

Nach Zeitungsberichten war der diesjährige Sommer der heißeste und trockenste seit 1911. Temperaturen über 40 o im Schatten waren durchaus nicht selten. Wochenlang fiel kein Tropfen Regen. Im Gegensatz zur Geest, in der Notreife einsetzte, stand in hiesiger Gegend das Getreide sehr gut, bis auf einige Lagerstellen, die durch einen Mitte Juni herniederprasselnden Gewitterregen entstanden waren. Der Herbst brachte ebenfalls warmes und trockenes Wetter, so daß auch im Moor die Weide für das Vieh knapp wurde. Die Hackfruchternte war gut bis sehr gut. – Infolge der sich ständig verschlechternden Ernährungslage traten mit Beginn der Getreideernte Felddiebstähle und Weideschlachtungen so häufig auf, daß in den Landgemeinden ein Selbstschutz organisiert wurde, der nachts Straßen und Wege kontrollierte.

 

Am 11.10. übernahm der im Februar aus engl. Kriegsgefangenschaft heimgekehrte Lehrer Menze wieder den Unterricht; Lehrer Unruh wurde nach Wallhöfen versetzt.

Unruh

Am 11. Oktober 1947 erhielt der Lehrer und Stelleninhaber Gustav Menze von der britischen Militärregierung die Genehmigung, den Unterricht wieder aufzunehmen.

Im Februar 1947 war ich aus der englischen Kriegsgefangenschaft entlassen worden. Wie jeder andere deutsche Beamte mußte ich mich noch dem Militärgesetz der Besatzungsmächte entnazifizieren lassen. Ich wurde in die Gruppe V (Entlastete) eingestuft. So konnte ich im Oktober 1947 endlich den Unterricht wieder übernehmen. Von Mai 1945 bis Oktober 1947 hatte ich als deutscher Beamter keinen Pfennig Gehalt bekommen.

Schule und Dienstwohnung sahen verheerend aus. Der Putz fiel von den Wänden. Löcher im Dach hatten den Regen an vielen Stellen durchdringen lassen. Nach und nach fiel auch der Deckenputz herunter. Der Bürgermeister Nothroth unternahm nichts, um dem Übel abzuhelfen. Offiziell konnte man nichts kaufen. Der Schwarzmarkt und das Tauschgeschäft blühten. Die Bauern konnten für ihre Erzeugnisse alles eintauschen. Sie ließen ihre Häuser und Wohnungen in Ordnung bringen. Nur für die Schule gab es nichts. Als der Gemeinderat sich über den Bürgermeister beim Landkreis beschwerte, fand auch eine Besichtigung der Schule statt. Oberkreisdirektor Dr. Stegemann antwortete mir, als ich ihm die scheibenlosen Fenster, die Löcher im Fußboden und die abgefallenen Wände zeigte: „In Berlin würde mancher sie um die Schule beneiden.“ An Ausbesserung war also nicht zu denken. Wenn nicht einmal der Herr Oberkreisdirektor die Notwendigkeit einsah.

Schlecht stand es um die Sitzgelegenheiten für die Schulkinder. Bei meinem Kollegen Unruh war schichtweise unterrichtet worden, weil nicht alle Kinder einen Platz hatten. Dadurch waren die Kinder in manchen Familien um 11.00 Uhr, 13.00 Uhr und 15.00 Uhr zum Essen nach Hause gekommen.

Ich ließ darauf im Dorf Stühle sammeln, so daß jedes Kind einen Sitzplatz erhielt. Dadurch war ich in der Lage, vollen Unterricht zu erteilen.

Den Vorteil sah auch der Gemeinderat ein, und beschloß, die fehlenden Tische und Stühle zu beschaffen. Gegen Abgabe von Eichenholz wollte eine Firma die Möbel liefern. Schon einmal war der Versuch gemacht worden, Schulmöbel zu beschaffen. Bei einem Sturm waren ein paar Bäume umgestürzt. Es wurden noch einige Bäume dazu geschlagen. Daraus sollten die Möbel bei einem Tischler hergestellt werden. Die Sache schlief ein. Als Herr Unruh versetzt wurde, konnte er einige Quadratmeter schönes Holz in Latten zersägt mitnehmen. Der Bürgermeister hatte es ihm geschenkt. Bis zum Ende des Schuljahres 1947/48 erfolgte auch keine Lieferung der Möbel durch die Firma.

Weihnachten 1947 veranstaltete die Schule eine kleine Weihnachtsfeier. Zur Aufführung kam ein kleines Theaterstück vom König Herodes. Im Rahmen dieser Feier wurden an jedes Kind der Gemeine vom Weihnachtsmann Geschenke verteilt, die die Kinder von den amerikanischen Besatzungssoldaten erhielten. Aus Dankbarkeit schenkte die Schule den Soldaten eine kleine Mappe mit eigenen Malarbeiten, die in einer gemeinsamen Feierstunde mit anderen Schulen in Osterholz-Scharmbeck überreicht wurde. Das Theaterstück gefiel so gut, daß es wiederholt werden mußte.

Da an allen Schulen Elternbeiräte gegründet werden sollten, berief ich eine Elternversammlung im Februar 1948 ein. Es erschienen 8 Personen. Im allgemeinen herrscht hier die Meinung, daß für die Schule der Lehrer da ist. Der soll zusehen, daß die Kinder etwas lernen; wie er das macht, ist seine Sache. Trotzdem wurde ein Elternbeirat gewählt. Ihm gehören an: Diedrich Pape, Bauer; Johann Blendermann, Tischler; Arthur Hinz, Milchkontrolleur; Frau Maria Burmeister.

Ostern 1948 wurden 7 Schulanfänger aufgenommen. Dazu kamen 4 ältere Kinder, deren Eltern aus der Ostzone geflüchtet waren und in Waakhausen untergebracht wurden. 36 Kinder besuchten jetzt die Schule. An jedem Tisch saßen in den letzten Stunden 3 Kinder. Erschwert wurde der Unterricht noch dadurch, daß es keine vernünftigen Schulbücher und nur unzureichend Schreibpapier gab. Und das war auch noch minderwertig. Das bestellte Schulgestühl war noch nicht geliefert.

Am 15. Juni unternahm ich mit der Oberstufe eine Motorbootfahrt von Bremen nach Brake. Wir hatten herrliches Wetter. Für die Kinder, die ja selten aus Waakhausen herauskommen, war es ein Erlebnis.

Am 20. Juni 1948 kam endlich die Erlösung aus der Geldkrise. Durch eine Währungsreform wurde sämtliches Geld abgewertet. Pro Person wurde der Betrag von 600 RM im Verhältnis 1:10, das übrige Geld im Verhältnis 1:5 als DM ausgezahlt. Jetzt konnte man für sein Geld wieder etwas kaufen. Es entfiel offiziell das Markensystem. Im Anfang des Jahres 1948 hätte jeder „Normalverbraucher“ ohne Tausch- oder Schwarzmarktgeschäft verhungern müssen. Schwarzschlachten, Schwarzbuttern und Schnapsbrennen aus Zuckerrüben gehörte zum guten Ton. Das war Gott sei Dank jetzt vorbei. Auch die Firma, die die Möbel liefern sollte, meldete sich plötzlich. Ohne Holzabgabe sollten 6 Tische und 12 Stühle anstatt 600 RM jetzt 900 DM kosten. Im Auftrage der Gemeinde nahm ich sofort den Auftrag zurück und bestellte bei einer anderen Firma.

Am 4. September fand das Schulsportfest statt, das als Kinderfest aufgezogen wurde. Am Vormittag wurden die Übungen des Dreikampfes abgenommen. Zum Nachmittag waren sämtliche Kleinkinder mit ihren Müttern und Vätern eingeladen worden. Würfelspiele, Ballwerfen und Geschicklichkeitsspiele machten den Tag zum Ereignis für die Kleinen und brachte den Eltern Freude. Der Höhepunkt war die Siegerehrung. Stolz trugen die Sieger ihre Kränze. Der Beste der Schule war Klaus Schenk mit 44 Punkten.

Schwierig waren die Wohnverhältnisse im Dorf. Zu den Flüchtlingen, die 1945 aus dem Osten Deutschlands gekommen waren, kamen nach und nach immer mehr Menschen, die aus der russisch besetzten Zone ausgewiesen worden waren oder aus anderen Gründen in die Westzone strömten. Die Bauern wehrten sich teilweise mit Erfolgt dagegen, die Menschen aufzunehmen. Während früher die Knechte in den seltsamsten Verschlägen und Ecken schliefen, erhielten sie jetzt anständige Räume, damit nur keine Flüchtlinge eingewiesen werden konnten. In der Schule waren 3 Zimmer der Dienstwohnung seit 1941 von einer aus Bremen evakuierten Familie bewohnt worden. Als diese 1948 endlich in eine ausgebaute Scheune zogen, wollte die Gemeinde eine Frau mit fünf schulpflichtigen Kindern, dazu ihre alte Mutter und den Bruder mit Frau und zwei schulpflichtigen Kindern und einem älteren Sohn, die aus einem Flüchtlingslager aus Dänemark gekommen waren, insgesamt 12 Personen, in die Schule einweisen. Es gelang mir, da der Gemeinderat und der Bürgermeister sich nicht einig waren, das zu verhindern, indem ich eine andere Familie mit 6 Personen aufnahm.

Im November 1948 fanden die ersten Gemeinde- und Kreiswahlen statt. Bürgermeister Nothroth war von der Militärregierung eingesetzt worden und hatte sich seinen Gemeinderat selbst gewählt. Der neue Gemeinderat wählte D. Pape, Viehland, zum Bürgermeister.

Für die Weihnachtsfeier hatten wir uns etwas Großes vorgenommen: Das Theaterstück „In Rübezahls Reich“. Fast alle Kinder waren daran beteiligt. Diesmal mußten wir die Diele der Gastwirtschaft A. Pape, Viehland, benutzen. Es wurde ein schöner Erfolg. Der begeisterte Beifall war der schönste Lohn für die Kinder. Eine Sammlung im Dorf hatte soviel zusammengebracht, daß der Weihnachtsmann an alle 50 Kinder des Dorfes eine bunte Tüte verteilen konnte.

Ostern 1949 blieb die Schülerzahl auf 36 stehen. Im Mai kamen endlich die neuen Tische und Stühle. Jetzt konnten alle Kinder anständig sitzen. Schulbücher gab es auch schon vereinzelt. Das Schreibpapier wurde besser. Das Leben im Unterricht wurde fast normal. In den großen Ferien und im Herbst wurden der Schulraum und der Eingangsflur von Maurer, Tischler und Maler wieder in Ordnung gebracht, so daß die Schule einen sauberen Eindruck macht.

Am 28. August fand das Schulsportfest wieder in Verbindung mit einem Kinderfest auf dem Schulhof statt. Es gab Preise und Gewinne, die von einigen Worpsweder Kaufleuten gestiftet waren. Turnsieger wurde wieder Klaus Schenk.

Eine Fahrt mit dem Rade rund um den Kreis Osterholz am 8. September ließ uns unsere Heimat kennenlernen. Abgesehen von einigen Stürzen, die zum Glück harmlos verliefen, konnten wir die Fahrt ohne Zwischenfälle beenden.

In diesem Jahr wählte das deutsche Volk der Westzone den ersten Bundestag. Am 12. September wurde Theodor Heuß zum Bundespräsidenten gewählt. Die 3 westlichen Besatzungszonen bilden die Deutsche Bundesrepublik. Der Osten trennte sich durch einen „eisernen Vorhang“ ab. Deutschland wurde in zwei Teile gespalten. Im Osten wird ohne Wahl die Deutsche Demokratische Republik (DDR) gebildet. Beide Regierungen geben vor, Gesamtdeutschland zu vertreten.

Die Weihnachtsfeier der Schule fand wieder auf der Diele bei Pape, Viehland, statt. Wochenlang vorher war für das Weihnachtsmärchen „Der Weihnachtsschneider“ geübt. Alle Kinder vom 3. Schuljahr an spielten mit. Leider gab es einen kleinen Mißklang. Die Wirtschaft Pape hatte nicht dafür gesorgt, daß die Diele sauber war. Die Schulkinder gingen mit Besen eifrig gegen den Dreck vor. Sitzgelegenheiten mußten noch beschafft werden, als die Besucher eintrafen. Von Nachbarn wurden schnell Wagenbretter geholt. Hinterher wurde für die Benutzung der Diele 10.- DM verlangt. So war der Gewinn, von dem die Kinder sich einen Handball kaufen wollten, auf ein paar Mark zusammengeschmolzen. Kindern und Lehrer war ein großer Teil der Freude an dem gelungenen Abend genommen.

Im Sommer 1950 wurde nach 15 Jahren zum ersten Mal die Lehrerdienstwohnung überholt. Allein 2 Maurer arbeiteten 10 Tage, um die Wände, von denen der Putz abgefallen war, wieder in Ordnung zu bringen. Dazu kam der Maler, der 14 Tage in der Schule arbeiten mußte. Endlich sah auch die Lehrerdienstwohnung menschenwürdig aus. Da die Außenwände dauernd feucht sind, ließ ich auf eigene Kosten in der Küche Zementfaserplatten anbringen. Die Gemeinde konnte sie nicht bezahlen. (24.- DM).

Am 9. Juni machte die Oberstufe einen Ausflug mit dem Rade nach Beckedorf und besichtigte die Ziegelei. Ein Meister der Fabrik ging mit uns durch den gesamten Betrieb. So lernten wir die Entstehung eines Ziegelsteines vom Lehm bis zum Versand kennen.

In diesem Jahre machte sich die Kartoffelkäferplage auch bei uns bemerkbar. An einem Julitage wurde ein Feld, das besonders stark von diesen üblen Schädlingen befallen war, abgesucht. Die Käfer und Larven wurden von den Kindern gefunden und vernichtet.

Am 23. August machte die Schule mit allen Kindern und einem Teil der Mütter eine Fahrt nach Porta Westfalika. In der Krypta des Klosters Loccum, das wir besichtigten, sangen die Mädchen ein zweistimmiges Lied. Die Klangwirkung ist wundervoll. Der Aufstieg zum Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf dem Jakobsberg, eine Fahrt auf dem Steinhuder Meer und die Schleuse des Mittellandkanals bei Minden waren unvergeßliche Eindrücke. Trotzdem sind Omnibusfahrten für Kinder nicht zu empfehlen. Das stundenlange Fahren ist für alle eine Strapaze. Da man bei solchen Fahrten viel sehen will, wird dem kleinen Köpfchen der Kinder zuviel auf einmal zugemutet. Gewöhnlich können bei diesen Fahrten einige Kinder aus finanziellen Gründen nicht mitfahren, deshalb sollen sie besser unterbleiben. Die Geldfrage wurde bei uns so gelöst, daß das Hilfswerk der Freien Wohlfahrtsverbände, Ortsausschuß Waakhausen für die bedürftigen Kinder das Geld zur Verfügung stellte.

Da die Schulsportfeste nicht mehr von einzelnen Schulen abgehalten werden sollen, fand in diesem Jahre das Sportfest gemeinsam mit den Worpsweder Schulen auf dem Sportplatz in Worpswede statt.

War im Jahre 1950 die Schülerzahl schon auf 32 herabgesunken, so waren 1951 nur noch 29 Kinder in der Schule. Einige Familien waren abgewandert, da in Waakhausen keine Arbeitsmöglichkeiten außer in der Landwirtschaft vorhanden sind.

Da eine Fußwanderung oder eine Radfahrt der Entfernungen wegen nur für die Oberstufe durchführbar ist, entschlossen wir uns, in diesem Jahr eine Motorbootfahrt von Tietjens Hütte bis nach Farge zu machen. Mit vielen Müttern und einigen Vätern fuhren wir mit dem „Tümmler“ der Firma Bade, Bremen-Rönnebeck, an einem Sonntag los. Durch das Wiesenland der Hamme, das landschaftlich schöne Lesumgebiet kamen wir in die Weser. Die Deiche des Oldenburger Landes und der Geestrücken bei Vegesack und Blumenthal waren tadellose Anschauungsbilder für den Heimatkundeunterricht. Die Fahrt lohnt sich. Die Organisation bringt jedoch dem Lehrer viel Arbeit. Da die Schulkinderzahl allein zu klein ist, um ein Motorboot zu mieten (der Preis für das einzelne Kind wäre zu hoch), müssen schon Erwachsene mitfahren. Die aber alle unter einen Hut zu bringen, ist nicht einfach. Am Tage der Abfahrt wußte ich noch nicht genau, wie stark die Beteiligung sein würde. Schließlich waren so viele Erwachsene da, daß mit Mühe alle aufs Boot gingen. Da es keinen Regen gab (Regenschutz war nicht vorhanden), verlief die Fahrt zur Zufriedenheit aller Beteiligten.

Auf dem diesjährigen Sportfest in Worpswede am 4.4. ging die Schule Waakhausen von allen dort beteiligten Schulen als beste hervor. Von 18 Teilnehmern gewannen 12 Kinder einen Sieg, drei errangen über 45 Punkte.

Am 18. September fuhr die Oberstufe mit dem Rade nach Bremen. Von Oslebshausen benutzten wir die Straßenbahn. In Bremen besichtigten wir den Bahnhof, einen Teil des Museums und den Dom mit dem Bleikeller und der Krypta. Ein Rundgang durch das Kaufhaus Karstadt beendigte den Tag.

Am 30. Oktober wurden alle Kinder gegen Diphtherie und Scharlach geimpft.

Kurz vor Weihnachten fuhren wir wieder nach Bremen und besichtigten das Aquarium, das im Übersee-Museum eröffnet worden war. Ein Rundgang durch die weihnachtlich geschmückten Straßen und über den Weihnachtsmarkt erhöhte die vorweihnachtliche Freude.

Ostern 1952 hielt sich die Kinderzahl, da zwei Abgängen zwei Zugänge gegenüberstanden.

Nach vielen Bemühungen des Bürgermeisters D. Pape wurde am 1. April 1952 der im Jahr 1936 abgetrennte Ortsteil Waakhausen Nr. 1 – 8 wieder an die Gemeinde Waakhausen zurück gegliedert. Dieses für das Dorf wichtige Ereignis feierte die gesamte Gemeinde in einem Fest am 1. April in der Gastwirtschaft Mertens. So war das alte Dorf Waakhausen wieder vereinigt, wie es seit 1254 bestanden hat. Schwierigkeiten bereitete die Frage des Schulbesuches. Da die Schule Wörpedahl direkt an der Dorfgrenze liegt, wollen die Bauern von Nr. 1 – 5 wie vor 1936 ihre Kinder als Gastschüler dorthin schicken. Der Gemeinderat lehnte jedoch die Zahlung eines Gastschulgeldes an Worpswede ab, da die Straßenverhältnisse es gestatten, daß alle Kinder der Gemeinde die dorfeigene Schule besuchen können. Der Schulrat entschied jedoch, daß das alte Gastschulverhältnis noch in Kraft sei. So gehen die Kinder der Höfe Nr. 1 – 6 noch in Wörpedahl zur Schule. Meines Wissens zahlt die Gemeinde jedoch kein Gastschulgeld an Worpswede.

Der zerfallene Gartenzaun, der auf jeden Besucher einen schlechten Eindruck machte, wurde in diesem Jahr erneuert. Der Schulplatz wurde begradigt und hat jetzt die Form eines Rechteckes. Während der Zaun bisher am Dienstgarten eine Ecke bildete, läuft er jetzt gerade durch bis an den Grenzgraben. Ein Stück des Ackerlandes wurde dadurch zum Schulhof geschlagen. Dafür wurde der Vorgarten etwas erweitert. Es fehlt nun noch der Sand, um das neue Stück des Schulplatzes zu festigen.

Während bisher nur der stumme Schmalfilm im Unterricht Verwendung fand, haben die Schulen jetzt die Möglichkeit, auch Tonlehrfilme zu sehen. In jedem Monat kommt der Filmwagen der Arbeitsgemeinschaft für Jugend und Film des Kreises Osterholz nach Südwede. Dort kommen die Schulen Waakhausen, Wörpedahl, Westerwede und Südwede zusammen. Der Unkostenbeitrag für jedes Kind beträgt 0,10 DM. Das Vorführen von Filmen in unserer Schule ist nicht möglich, da keine Verdunklungsanlage vorhanden ist.

Vom 23. Mai bis 20. Juni mußte der Unterricht an 2 Tagen jeder Woche ausfallen, da ich den erkrankten Kollegen Herrn Schröder, Wörpedahl, vertreten mußte.

Im Sommer 1952 verbreitete sich sehr schnell die Kinderlähmung im Süden Niedersachsens. Sämtliche anstrengenden Tätigkeiten für die Kinder waren verboten. Der Turnunterricht fiel zeitweise aus. Das Schulturnfest fand nicht statt, und Reisesperren verhinderten jeden Ausflug. In der Schule wurde dauernd auf äußerste Sauberkeit hingewiesen. Fälle von Kinderlähmung traten in Waakhausen selbst nicht auf.

Im Juli 1952 wurde unser drittes Mädchen geboren. Ich erwähne dieses für mich freudige Ereignis aus zwei Gründen. 1. Seit Bestehen dieser Schule ist in keiner Waakhauser Lehrerfamilie ein Knabe geboren worden. Es besteht schon eine Art Aberglaube im Dorf: In der Schule wird kein Junge geboren.

2. Durch die Vergrößerung meiner Familie wird meine Restdienstwohnung zu klein. Für fünf Personen brauche ich zwei Schlafzimmer. Das Arbeitszimmer (3,5 m. 4,00 m) mit drei Türen und zwei Fenstern ist als Stube zu klein und auch ungeeignet, da man keine Möbel stellen kann.

Ich stellte schon Anfang 1952 den Antrag, die Schule von schulfremden Personen freizumachen. Mir wurde zugesagt, daß die nächste Gelegenheit benutzt würde, die Schule freizumachen. Es kam keine Gelegenheit. Wohl zogen mehrere Familien fort, doch die Räume wurden von den Besitzern sofort für Eigenbedarf beansprucht. So kam es, daß z. B. ein Bauer im Dorf für seine Familie drei Wohnzimmer von über 60 qm beanspruchte, während der Lehrer insgesamt mit der Küche 56 qm bewohnen durfte.

Endlich wurde im Frühjahr 1953 ein Wochenendhäuschen frei, und der Gemeinderat „beschloß“, die Untermieter aus der Dienstwohnung herauszunehmen. Sechs volle Wochen stand das Häuschen leer, dann wurde es endlich bezogen; - doch nicht von den Untermietern der Lehrerdienstwohnung. Die hatten bestimmte Umbauforderungen gestellt, die etwa 700 – 900 DM gekostet hätten. Diesen Umbau wollte niemand finanzieren. So „beschloß“ der Gemeinderat in einer kurzfristig einberufenen Sitzung, deren Zeit und Ort der Öffentlichkeit nicht bekannt wurde: Der Lehrer hat genug Wohnraum. Die Untermieter kommen nicht in das Häuschen. Die Räumung der Schule wird im Auge behalten.

Da ich die Entwicklung der Dinge ganz klar vorausgesehen hatte, legte ich zum 1. März 1953 die Führung der Gemeindekasse nieder, die ich seit dem 1. August 1947 inne gehabt hatte, und machte den Bürgermeister darauf aufmerksam, daß ich mich um eine andere Schulstelle bemühen müßte.

Ostern 1953 hielt sich die Schülerzahl auf 28 Kinder.

Am 17. April besichtigte die Oberstufe die Gesundheitsausstellung in der neuen Schule in Osterholz-Scharmbeck. Wir sahen eine ideale Schule und eine lehrreiche Ausstellung über Tbc; Schädlingsbekämpfung, gesundes Wohnen. Daneben wurden ein paar gute Lehrfilme gezeigt.

Der Juli war sehr warm. Es gab viel hitzefrei, da die Sonnenstrahlen ungehindert in die Klasse fallen konnten. Es wäre angebracht, für die Sommerzeit helle Vorhänge anzuschaffen. Leider hat die Gemeindekasse selten Geld.

In dieser Hitze fand am 4. Juli das Sportfest statt. In diesem Jahre wurden die Schulsportfeste als Bundes-Jugendspiele 1953 aufgezogen, die von öffentlichen Stellen, den Schulen und Verbänden getragen werden sollten. In der Wirklichkeit sah es so aus, daß am Ende des Sportfestes in Worpswede der Gemeindedirektor erschien. Die Arbeit hatten die Schulen wie vorher. Jugendliche zwischen 14 u. 18 Jahren hatten sich überhaupt nicht gemeldet. Aber das Kind hatte einen schönen neuen Namen: „Bundes-Jugendspiele 1953.“

Der „Rest-Bund“ bemüht sich laufend den Westdeutschen Staat populär zu machen. Am 7.9. war „Nationaler Feiertag“ in einem Lande, dessen Volk in zwei Teile gerissen ist.

Am 14.9. machten wir eine heimatkundliche Radtour um und durch das Geestgebiet des Kreises Osterholz. Abseits vom Motorenlärm der festen Straßen fuhren wir auf schmalen, manchmal holperigen Sandwegen durch dunkle Kiefernwälder und an schönen hügeligen Heidelandschaften vorüber. Trotz hoher Anforderungen an Fahrer und Räder verlief der Tag ohne Pannen und Stürze.

Im Oktober waren die „Odesheimer“ wieder in Worpswede. Es gab „Prinzessin Sonnenschein“. Die Kinder waren begeistert. Trotz der 0,80 DM Eintritt wird die Schauspielergruppe immer wieder sehnsüchtig erwartet.

In den Wochen vor Weihnachten übten wir ein einfaches Krippenspiel ein, das am 21. Dezember den Eltern in der Schule vorgeführt wurde.

Da der 70. Geburtstag des Bundespräsidenten, der 31. Jan. – auf einen Sonntag fiel, hatten die Kinder am 1. Febr. schulfrei. Am Sonnabend vorher wurde des Bundespräsidenten gedacht.

Nach einer kurzen Feier wurden am 20.03. die Abgänger aus der Schule entlassen.

Da durch Abwanderung verschiedener Familien auch schulpflichtige Kinder das Dorf verlassen hatten, war die Schülerzahl auf 23 Kinder abgesunken.

Mit Wirkung vom 1.4.54 wurde ich nach der einklassigen Schule Worpswede-Bergedorf versetzt. Ich hatte mich um diese Stelle bemüht, da die Gemeinde Worpswede mir mehr Wohnraum zur Verfügung stellte.

Am 1. Juli vor 15 Jahren kam ich nach Waakhausen. Wenn die Gemeinde mir die Schule von schulfremden Personen freigemacht hätte, wäre ich auf dieser Stelle alt geworden. Ich hoffe in meinem neuen Wirkungskreis mehr Verständnis für schulische Belange bei der Bevölkerung zu finden, als es hier der Fall war.

Waakhausen, den 6. April 1954 G. Menze, Lehrer

Die Gemeinde Worpswede war nicht in der Lage, oder auch nicht gewillt, die Lehrerdienstwohnung in einen bezugsfertigen Zustand herzurichten. So konnte ich bei Schulbeginn nicht einziehen. Für Waakhausen fand sich kein neuer Lehrer. Ein Kollege aus Osterholz-Scharmbeck, der nach Waakhausen versetzt worden war, ließ sich vorzeitig pensionieren. (62 J.) Ich sollte bis zum Herbst die beiden 1-klassigen Schulen W.-Bergedorf und Waakhausen betreuen. Die Gemeinde Waakhausen bemühte sich jetzt, die Dienstwohnung von schulfremden Personen freizumachen. Auf meinen Wunsch hin wurde meine Versetzung rückgängig gemacht. Nach Worpswede-Bergedorf kam ein Kollege aus einem Barackenlager, nachdem die Gemeinde dort auf Grund einer Aussprache mit dem Herrn Schulrat auch die Wohnung hergerichtet hatte.

Am 6. September 1954 machten wir mit den Schulen Wörpedahl und Südwede eine Dampferfahrt von Bremen nach Bremerhaven. Ein Bus der Schreiber-Reederei holte uns ab. Bei gutem Wetter fuhren wir an den Werften und Häfen Bremens vorbei. In Vegesack grüßte uns der Geestrand, der uns mit seinen Bäumen und schmucken Häuschen bis Farge begleitete, nachdem wir den „Bremer Vulkan“, in Blumenthal die „Bremer Woll-Kämmerei“; auch in Bremen-Rönnebeck die Häuser von Alma Rogge und Manfred Hausmann hatten vorbeigleiten sehen. In Farge grüßte mit seinem Reisenschornstein das Farger Kraftwerk. Dahinter ragte der Riesenbunker „Valentin“ hervor, der größte Bunkerkoloß des Continents, an dem sämtliche Sprengversuche gescheitert waren. In Bremerhaven besuchten wir die Tiergrotten. An der Columbuskaje erlebten wir die Abfahrt des Passagierschiffes „America“. Noch lange sahen wir die gelb-weißen Fähnchen, mit denen der Ministerpräsident des Landes Niedersachsen, Hinrich Kopf, der rote Welfe, vom Schiff aus uns zuwinkte. Spät am Abend kamen wir nach einem erlebnisreichen Tage in Waakhausen wieder an.

Da mir die Fakultas für den ev. Religionsunterricht fehlte, mußte der Unterricht von einem benachbarten Kollegen auf Anordnung des Herrn Schulrat erteilt werden. Kollege Schröder war bereit, den Religionsunterricht zu erteilen. Dafür gab ich wöchentlich 2 Stunden Musik in Wörpedahl. Diese Regelung wurde von Oktober 1954 bis Ostern 1955 eingehalten.

Nachdem ich Ostern 1954 für das 1. Schuljahr 5 Kinder aufgenommen hatte, betrug die Schülerzahl insgesamt 24 Kinder.

Im Schuljahr 1955/56 erhielt die Klasse einen neuen Schrank und einen Lehrertisch mit Stuhl. So macht die Klasse einen ordentlichen Eindruck. Zwischen Klasse und Flur, der zugleich als Gruppenarbeitsraum dient, ist ein kleines Fenster eingebaut worden. So ist die arbeitende Gruppe immer unter Aufsicht. Ein Vorteil ist damit verbunden. Bei Tonfilmvorführungen kann das Gerät im Flur stehen und durch das Fenster projizieren. So entfällt das störende Geräusch des Apparates. Nun brauchen die Schulkinder nicht mehr nach der Schule Südwede zu gehen, um Tonfilme der „Arbeitsgemeinschaft Film für Jugend und Schule“ zu sehen. Der Tonfilmwagen kommt zu uns. Die Kinder zahlen dafür 0,20 DM. Den gleichen Betrag legt die Gemeinde hinzu.

Im September fand in Worpswede wieder das jährliche Sportfest statt.

Am 14. Oktober machte die Oberstufe einen Ausflug mit dem Rad. Dabei wurde in Bockhorn die Ziegelei besichtigt. Über Bremen – Rönnebeck – Schwanewede – Eggestedt – Heilshorn – Osterholz-Scharmbeck ging die Fahrt wieder nach Waakhausen.

Der Winter war in diesem Jahr sehr kalt. In der Wohnung war es kaum warm, da der Hohlraum unter den Fußbodenbrettern die Kälte durchließ und das ganze Haus unangenehm fußkalt war. Für die Kinder war die Kälte eine angenehme Abwechselung. Die Hamme begann zuzufrieren. So beschlossen wir im Februar eine Wanderung über die Hamme zu machen. Es war ein wunderschöner Tag. Quer über die Viehländer Wiesen ging es zur Hamme. Das Knacken des Eises war jedoch für einige Kinder beängstigend. Als wir einmal geschlossen über die Hamme marschierten gab es einen sehr lauten Knall und lange Risse bildeten sich unter unseren Füßen. Wir gingen vorsichtshalber in der Nähe des Ufers bis zur Semkenfahrt. Bei Mehrtens Gastwirtschaft wurde eine Pause gemacht. Daß eine solche Wanderung nicht ungefährlich ist, spürte ich erst am Nachmittag. Plötzlich kam über Radio Bremen ein Warnung. Ein Mittelschullehrer aus Osterholz-Scharmbeck war gegen Mittag im Eise der Hamme eingebrochen und ertrunken. Man kann doch nie vorsichtig genug sein.

Vom 13. – 16. mußte der Unterricht ausfallen, da ich zum Erwerb der Fakultas für den Religionsunterricht nach Loccum mußte.

Die Schülerzahl am Ende des Schuljahres betrug 21 Kinder.

Das Schuljahr 1956/57

Am 14. Juni besichtigte die Oberstufe in Osterholz-Scharmbeck eine berufskundliche Ausstellung. Für die Kinder war es eine sehr gute Hinführung auf den kommenden Beruf. Fast sämtliche Berufe waren vertreten. Überall wurden von Meistern oder Gesellen die einzelnen Berufe erklärt. Viele praktische Arbeiten und Arbeitsstücke waren ausgestellt. Es war wirklich eine großangelegte, umfangreiche Ausstellung.

Am 28. Juni machte die gesamte Klasse eine Fußwanderung nach Tietjens Hütte. Bei gutem Wetter und fröhlichem Spiel verlief die Zeit viel zu schnell.

Im August wollte die Schule Südwede eine Radtour machen. Damit zwei Lehrkräfte wegen der Aufsicht bei Radfahrten vorhanden wären, bat mich der Kollege, mit meiner Oberstufe mitzufahren. Wir wiederholten die Fahrt des Vorjahres. Besichtigung der Bockhorner Ziegelei. Fahrt nach Rönnebeck, dort mit der Fähre einmal über die Weser. Am 18. August kam die Polizei mit einem Filmwagen und führte uns einen Verkehrserziehungsfilm vor.

Auf dem Sportfest in Worpswede am 1. September beteiligten sich 3 Jungens und 3 Mädchen. Alle 3 Mädchen errangen einen Sieg. Renate Blendermann erhielt mit 55 Punkten eine große Urkunde. Von den Knaben erhielt einer eine kl. Urkunde.

Am 23.11. war schulfrei. Anlaß war das 10jährige Bestehen des Landes Niedersachsen.

Im Dezember fiel der Unterricht für die Oberstufe aus. Im Dorf war auf 2 Höfen die Maul- und Klauenseuche.

Seit Ostern 1956 hatten wir eine Blockflötengruppe. So machten wir Weihnachten eine kleine Feier in der Schule mit Gedichten, Liedern und Blockflötenspiel.

Ende Februar 1957 wurde das Pumpwerk von Waakhausen eingeweiht. Zugleich sollte die 600 Jahrfeier des Dorfes gefeiert werden. 14 Tage vor dem Fest erhielt ich durch den Bürgermeister davon Kenntnis. Die Schulkinder, durch Abwanderung einiger Familien waren es noch 15 Kinder, sollten an der Ausgestaltung des Abends beteiligt werden. In der kurzen Zeit war nicht viel zu erreichen. Drei Mädchen trugen ein Gedicht über die Geschichte des Dorfes Waakhausen vor, das ich schnell verfaßte. Die Gesangsgruppe der Schule spielte und sang ein von mir komponiertes Liedchen. Den Text möchte ich hier niederschreiben.

Waakhauser Heimatlied. v. G. Menze

1. Wiesenland am Hammestrand
im Moore stehn die Birken.
Der Wind weht durch den Erlenbusch
der Nebel streicht dahin.
Kehrreihm

Oh, du mein Heimatland, Waakhauser Land
wie lieb ich dich von Herzen.
Ich denke dein zu jeder Zeit,
wo ich auch immer bin.

2. Städte gibt es groß und viel,
ich wandre durch die Lande
Bei frohem Tanz und Saitenspiel
du liegst mir stets im Sinn.
Kehrreihm Oh, du mein Heimatland, Waakhauser Land
  Ist mein Tagwerk einmal aus
und kommt die letzte Stunde,
dann wandre ich zum Heimathaus
zu meinem Dorfe hin. .
Kehrreihm Oh, du mein Heimatland, Waakhauser Land

Unsere kleine Einlage, die etwa 15 Minuten dauerte, fand bei den meisten Dorfbewohnern und bei allen geladenen Gästen großen Beifall. Zwei Gäste spendierten den Kindern je 2 Tafeln Schokolade. Das Fest dauerte bis in den nächsten Morgen. Bei Tanz und Unterhaltung, unterbrochen von mehreren Ansprachen, waren die Dorfbewohner fröhlich vereint.

Am 27. März besichtigte die Mittel- und Oberstufe die Molkerei in Worpswede.

Das Schuljahr 1957/58 begann mit einem Mißklang. Die Abortgrube war schon vor Ostern übervoll. Es war nicht möglich, jemand zu finden, der sie leerte. So mußte ich die Schule zu Beginn für 3 Tage schließen, bis von Worpswede jemand kam, der gegen Bezahlung die Grube leerte. Am 14.5. fand ein Vortrag über die Froschlurchen Deutschlands statt. Der Vortragende, Herr Dulheith brachte in einem Rucksack eine ganze Anzahl lebender Frösche mit. Die Darstellung war sehr lehrreich, und durch die einfache, kindertümliche Art des Vortrages auch den Kindern verständlich.

Am 29. Mai machte die Oberstufe, 3 Mädchen, 2 Jungens, mit dem PKW des Lehrers, einen Ausflug nach Cuxhaven und Duhnen. Es ist wohl selten, daß eine Schule mit einem VW einen Ausflug machen kann. Die Eltern der Kinder waren einverstanden. Es war wieder schönes Wetter und die Fahrt verlief ohne Zwischenfälle.

Am 28. Juni machten wir mit der Schule Südwede eine Fahrt mit dem Rade nach Hepstedt. Dort sahen wir den Reiherhorst und die wunderbar mitten im Walde angelegte Badeanstalt. Dort wurde gebadet. Am späten Nachmittag ging es wieder der Heimat zu.

Da uns die Fahrt mit dem PKW so gut gefallen hatte, fuhren wir im September noch einmal los. Lüneburger Heide – Wilseder Berg – Schneverdingen – Fallingborstel – Walsrode – Verden – Achim – Fischerhude. Die Heide war sehr schön. Weniger schön waren die Gebiete, die von den Panzern zerwalzt waren. Die 7 Steinhäuser bei Fallingborstel haben wir nicht gefunden, da alles, aber auch alles von den Panzern zermahlen war. Orientierung war unmöglich.

Mit Wirkung vom 1.10.1957 bin ich nach Winkeldorf Krs. Rotenburg versetzt worden. Seit einiger Zeit schon wurde ich dauernd auf dem Weg, der von der Straße zur Schule führt, durch den Bauern und Eigentümer des Weges Nothroth belästigt und behindert. Im Mai versuchte N. mich beim Überholen zu behindern und drückte dabei mit dem Pferd gegen die Tür des VW. Da er nicht die Schuld auf sich nehmen wollte, kam es zur Verhandlung. N. wurde bestraft. Für mich und meine Familie war der Zustand langsam unerträglich. Unsere Kinder wurden dauernd auf dem Weg belästigt. Die Gemeinde gab vor, nichts daran ändern zu können. So bewarb ich mich um die freie Stelle Winkeldorf. In der letzten Kreislehrerkonferenz in Wörpedorf verabschiedete sich der Herr Schulrat Rahtjen von mir mit der treffenden Bemerkung: „Die Bewohner des Dorfes, besonders der Nachbar, haben ihn jetzt endgültig weggegrault.“

18 Jahre bin ich in Waakhausen gewesen. Mit hat’s gereicht.

Waakhausen den 26. Sept. 1957 G. Menz, Lehrer

Auf meine Bewerbung hin wurde ich, der Lehrer Rudolf Becker, Durch Verfügung des Herrn Regierungspräsidenten in Stade vom 12.3.1958 mit Wirkung vom 1.4.1958 an die Volksschule in Waakhausen versetzt, womit gleichzeitig mein Umzug in die Dienstwohnung angeordnet war. Von 1950 bis 1958 war ich in der Grundschule der Volksschule Worphausen-Moorende tätig und wohnte mit meiner Familie in St. Jürgen-Frankenburg. Durch den Fortgang des Lehrer Menze hatte die Schule Waakhausen vom 26.9.57 bis 1.4.58 keinen Lehrer. In dieser Zeit wurden die Waakhauser Schulkinder in der einklassigen Schule Worpswede-Südwede durch den Lehrer Oberhokamp mit unterrichtet. Leider haben in diesem Winterhalbjahre besonders die Schulkinder aus Waakhausen-Viehland viel gefehlt. Die Höchstzahl der versäumten Unterrichtstage eines Kindes in diesem Winter war 37.

In Vertretung.

Durch den plötzlichen Tod des Herrn Lehrer Becker waren die Kinder der Schule Waakhausen ohne Lehrer. In der Verfügung vom 25.11.1960 beauftragte der Herr Schulrat Rohlfing mich – Lehrer Schepers, Osterholz-Scharmbeck – mit der Verwaltung der Schulgeschäfte. Da ich als Klassenlehrer der 8 A des Aufbauzuges an der Riesschulein Ritterhude tätig war, vereinbarte ich mit dem Herrn Schulrat wechselschichtigen Unterricht, d. h. über den anderen Tag soll ich in Waakhausen Unterricht halten. So trat ich am Mittwoch, dem 30.11.1960 um 8 Uhr meinen Dienst in Waakhausen an; der Klassenraum atmete noch den Ruch der Beerdigung des verstorbenen Kollegen. Es ist immer ein seltsames Gefühl, den Nachlaß eines Verstorbenen zu übernehmen: Auf der Tafel standen noch die letzten Übungen; im Schreibtisch lagen Konzepte und Notizen; alles atmete noch die Persönlichkeit des Dahingegangenen. In seinem Sinne begann ich meine Arbeit, und Kinder und Landschaft halfen mir dabei.

Klassenbestand.

Schuljahr 1 2 3 4 5 6 7 8 Abgang
1960/61 2 2 2 2 2 1 3 1 Jungen

 

Weihnachtsfeier 1960

Am Donnerstag, den 22.12.1960 feierten die Kinder der Schule Waakhausen mit ihrem Bürgermeister Herrn Pape in Ritterhude den Weihnachtsklassenabend. Nach einer kleinen Feierstunde in der Aula der Riesschule fand während einer Kaffeetafel die Bescherung der Kinder statt. Es war eine schöne Geste der Eltern in Ritterhude.

Schulentlassung

Am Mittwoch, dem 15. März 1961 schieden die Schüler Helmut Oetjen und Hinrich Jacobs aus der Schulgemeinschaft –

Gemeinderatswahl

Am Sonntag, dem 19. März 1961 trafen sich die wahlberechtigten Einwohner zur Gemeinderatswahl: Die Wahl dauerte von 8 – 18 Uhr. Es gaben 107 ihre Stimmen ab; insgesamt waren 123 Wahlberechtigt. Es wurden in den Gemeinderat gewählt:

D. – Pape (Bürgermeister mit 30 Stimmen) Landwirt

H. Nothroth (mit 15 Stimmen) Landwirt

J. Evers (mit 12 Stimmen) Landwirt

J. Michaelis (mit 12 Stimmen) Landwirt

O. Gröhnert (mit 6 Stimmen nach Auslosung)

D. Murken (mit 7 Stimmen) Landwirt

M. Sterzik (mit 11 Stimmen) Steinsetzer

Abschied

Am Mittwoch, dem 29.3.1961 nahm ich Abschied von meinen Kindern u. verließ meine Schulstube, in der ich so viele nette arbeitsame Stunden verleben durfte. Nach der Zeugnisausgabe gingen die Kinder bis zum 14.4.1961 in die Osterferien!

Waakhausen den 29.3.1961

Schepers, Leon

Auf meine Bewerbung hin wurde ich, der Lehrer Ernst Rinke, am 1.4.1961 nach Waakhausen versetzt. Leider war die Dienstwohnung noch durch die Witwe meines Vorgängers besetzt, so daß ich täglich von Osterholz-Scharmbeck ausfahren mußte. Erst Anfang August verzog Frau Becker nach Bremen. Zu diesem Zeitpunkt legte ich jedoch keinen Wert mehr auf die Wohnung, da ich mich für den Auslandsschuldienst gemeldet hatte. Am 30. Dez. fahre ich nun mit meiner Familie mit der „Asia“ ab Genua nach Indien. Ich habe mit der „Deutschen Schule“ in Neu-Delhi einen 3-jährigen Dienstvertrag abgeschlossen.

So war meine Tätigkeit hier nur ein kurzes Gastspiel. Zwar waren 13 Kinder eine sehr geringe Schülerzahl, doch hatte man genug zu tun, wenn man die Kinder erziehen und nicht nur mit Stoff füttern wollte. Mein Nachfolger kann nun in eine nette renovierte Wohnung einziehen. Ich hatte mich darum bemüht, daß die ganze Wohnung wieder gut instandgesetzt wurde. Der Klassenraum sollte bald folgen! Heute, am 19.XII.61, nehme ich Abschied von den Kindern von Waakhausen.

Ernst Rinke, Lehrer

Mit Wirkung vom 1.2.1962 wurde ich, der Lehrer Günther Eberhardt an die Volksschule Waakhausen versetzt. Ich war jedoch bereits unmittelbar nach den Weihnachtsferien hierher abgeordnet worden. Da sich jedoch noch kein Nachfolger an der Volksschule Worphausen gefunden hatte, mußte ich bis kurz vor Ostern an beiden Schulen unterrichten, so daß die Schüler beider Schulen wöchentlich nur an drei Tagen Unterricht hatten. Am 16./17. Februar wurde die gesamte deutsche Nordseeküste von einer gewaltigen Sturmflut heimgesucht. Dabei wurde etwa 270 km Seedeiche beschädigt und längere Strecken völlig zerstört. Besonders Hamburg wurde von der Naturkatastrophe arg betroffen. Die Stadt hatte den Verlust von mehr als 300 Menschenleben zu beklagen, und 40000 Menschen wurden obdachlos. In Bremen forderte die Sturmflut 7 Todesopfer und machte zahlreiche Einwohner obdachlos. Ganze Stadtteile standen in den beiden genannten Städten unter Wasser. Die Auswirkungen der Katastrophe machte sich auch hier in der näheren Umgebung bemerkbar. Die Hamme war, dort wo sie nicht eingedeicht war, weit über die Ufer getreten und hatte ein großes Gebiet unter Wasser gesetzt. So war das Land nördlich der Hamme zwischen Worpswede und Osterholz-Scharmbeck ein einziger See. Waakhausen war zwar durch einen Deich geschützt, der aber an einigen Stellen zu brechen drohte. Die männliche Bevölkerung des Dorfes bemühte sich unter Mithilfe einer Einheit der Bundeswehr, den Deich an gefährdeten Stellen durch Sandsäcke zu sichern. Das gelang schließlich auch. Allerdings hatten die Beteiligten auch während zweier Nächte ihren Schlaf geopfert.

Ich hatte die Schule mit einem Stand von 13 Kindern übernommen. Da mit Beginn des Schuljahres 1962/63 in Niedersachsen für alle Volksschulen das 9. Schuljahr obligatorisch wurde, überwies ich Ostern zwei Schüler an eine Volksschule in Osterholz-Scharmbeck. Eine Schülerin wechselte zur Mittelschule über. Zum Schuljahrbeginn nahm ich vier Schulanfänger in die hiesige Schule auf, so daß die Schülerzahl hier jetzt 14 betrug.

Im Laufe dieses Schuljahres konnte ich für unsere Schule ein Tonbandgerät und einen „Lüneburger Stegel“ erwerben. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, daß sich die Gemeindeverwaltung sehr schulfreundlich zeigt und in ihrem Haushaltsplan der Schule einen angemessenen Geldbetrag zuweist.

In diesem Jahr wurde der Schulgarten mit einem Jägerzaun versehen (Schulvorgarten).

Am 17. 12. besuchte ich mit den Schulkindern und einigen Müttern eine Aufführung der „Niederdeutschen Bühne“ in Bremen. Aufgeführt wurde der „Froschkönig“.

Nach den Weihnachtsferien wurde der Kohleofen im Klassenraum unbrauchbar und auf meinen Vorschlag durch einen Ölofen ersetzt.

Am 16. März veranstalteten wir in der Schule einen Elternnachmittag, an dem die Kinder Gedichte vortrugen und zwei kleine Laienspiele aufführten. Die Kinder der Oberstufe hatten vorher selbst aus dem Stegreif ein Hörspiel entwickelt und auf Tonband genommen, daß sie nun abspielten. Zwischen den einzelnen Darbietungen wurden gemeinsam mit den Eltern Lieder gesungen. Den Abschluß bildete ein Gesellschaftsspiel.

Die Schülerzahl war während des Schuljahrs 1962/63 unverändert geblieben.

Schuljahr 1963/64

Mit Schuljahrsbeginn wurden fünf Schulanfänger in die hiesige Schule aufgenommen. Außerdem kehrte eine Schülerin, nachdem sie ein Jahr lang die Mittelschule in Osterholz-Scharmbeck besucht hatte, in unsere Schule zurück. Damit hatte die Schule einen Bestand von 20 Schulkindern.

Am 17. Mai machte ich mit der Oberstufe einen Radausflug nach Fischerhude und zum Hexenberg. In Fischerhude besichtigten wir das Heimathaus. Dann fuhren wir zum Hexenberg, wo wir in einem Restaurant eine längere Rast einlegten. Nachdem wir in dem umliegenden Gehölz noch einige Such- und Fangspiele durchgeführt hatten, traten wir die Heimfahrt an.

Am 10. September machte ich mit allen Schulkindern und einigen Müttern eine größere Omnibusfahrt. Sie führte uns zunächst nach Minden. Dort besichtigten wir die Schleusenanlage. Wir hatten das Glück, beobachten zu können, wie ein Schleppkahn aus der Weser in den Mittellandkanal geschleust wurde. Dann brachte uns der Bus zum Porta-Denkmal, zu dessen Füßen wir in einer Gaststätte eine Mittagspause machten. Die letzte Station unserer Fahrt war das Steinhuder-Meer.

Drei Tage nach unserem Ausflug beteiligte sich die Volksschule Waakhausen mit sieben Schülern an den Bundesjugendspielen in Worpswede. Fünf dieser Schüler konnten eine kleine Urkunde in Empfang nehmen, weil sie im Dreikampf die erforderliche Punktzahl erreicht hatten.

Am 13.12. besuchte ich mit den Schulkindern und einigen Müttern eine Aufführung der Niederdeutschen Bühne in Bremen. Wir sahen ein Spiel nach dem Grimmschen Märchen „Tischlein deck dich“!

Nachdem das Klassenzimmer schon mit einem Ölofen ausgestattet worden war, wurden nun in der Woche vor Weihnachten auch in der Lehrerdienstwohnung zwei Ölöfen aufgestellt. Außerdem wurde im Vorgarten ein 3000 l-Öltank eingebaut, von dem aus die Öfen vermittels Leitungen und einer elektrischen Pumpe automatisch versorgt werden.

Zum Schuljahrsschluß wurde ein Schüler nach Erfüllung der Schulpflicht aus der hiesigen Schule entlassen, ein anderer zum Besuch des 9. Schuljahres an die Mittelpunktschule in Worpswede überwiesen. Eine Schülerin aus dem Viehland darf im Einverständnis mit dem Schulrat das 9. Schuljahr hier absolvieren. Ihre Eltern hatten große Bedenken, das Mädchen während des Winterhalbjahres allein mit dem Fahrrad nach Osterholz-Scharmbeck fahren zu lassen.

Schuljahr 1964/65

Mit Schuljahrsbeginn wurde nur ein Schulanfänger eingeschult, so daß die Volksschule Waakhausen jetzt einen Bestand von 19 Schulkindern hat.

Am 18. Juni fuhr ich mit 11 Schulkindern zu einem einwöchigen Schullandheimaufenthalt nach Bad Sachsa im Harz, wo wir im Kinderheim „Haus Bergfrieden“ untergebracht waren. Dort unternahmen wir zahlreiche Wanderungen. Am eindruckvollsten dürfte für die Kinder die Wanderung an die Zonengrenze gewesen sein, bei der sie zum ersten Mal mit der Spaltung unseres Vaterlandes durch eigene Anschauung konfrontiert wurden.

Am 7. September unternahm ich mit allen Schulkindern und einigen ihrer Angehörigen eine Busfahrt über Bremerhaven nach Cuxhaven. In Bremerhaven besichtigten wir, den Fischereihafen und einige Fischverarbeitungsbetriebe. Anschließend besuchten wir die Tiergrotten. In Cuxhaven wanderten wir von der „Alten Liebe“ über den Deich zum Strandbad Döse. Hier konnten wir das Einsetzen der Ebbe und das Freilaufen des Watts beobachten.

Gemeinsam mit den Volksschulen Worpswede, Südwede und Mevenstedt führte unsere Schule am 11. September die Bundesjugendspiele durch. Von sieben teilnehmenden Kindern unserer Schule konnten drei eine kleine Urkunde erringen.

Seit dem Frühjahr stehen uns für den Sportunterricht ein Reihenreck, ein Achteckreck und eine Weitsprunggrube auf dem Schulhof zur Verfügung.

Während der Sommerferien ließ die Gemeinde das Klassenzimmer renovieren und Wasserleitung mit einem Waschbecken dazu installieren.

Am 27. September fanden in Niedersachsen die Gemeinde- und Kreistagswahlen statt. In der Gemeinde Waakhausen waren 114 Einwohner wahlberechtigt. Von denen gaben 98 ihre Stimme ab. Die Kandidaten für den Gemeinderat erhielten folgende Anzahl von Stimmen:

D. Pape 27; H. Nothroth 18; J. Evers 18; J. Michaelis 11; M. Sterzik 8; L. Murken 8; R. Grotheer 6. 2 Stimmzettel waren ungültig.

Fünf dieser Kandidaten konnten in den Gemeinderat kommen. Da Sterzik und Murken die gleiche Zahl von Stimmen erhalten hatten, wurde durch das Los entschieden, daß Sterzik in den Gemeinderat kam. Dirk Pape wurde wieder zum Bürgermeister gewählt.

Von den für die Kreistagswahlen abgegebenen Stimmen entfielen in unserer Gemeinde auf die Kandidaten der CDU 66 Stimmen; auf die Kandidaten der SPD 22 Stimmen und auf die Kandidaten der FDP 9. Die Kandidaten der FSU und des BHE erhielten keine Stimme. Eine Stimme war ungültig.

Am 28. November besuchte ich mit den Schulkindern und einigen ihrer Angehörigen eine Aufführung der Niederdeutschen Bühne in Bremen. Wir sahen das Märchenspiel „Frau Holle“.

Am 17. März wurde eine Schülerin unserer Schule aus dem 9. Schuljahr entlassen. Schuljahresschluß war am 31.3.1964.

Schuljahr 1965/66

Zum Schuljahrsbeginn wurden 1 Schüler und 1 Schülerin eingeschult. Da eine Schülerin das 9. Schuljahr in Worpswede absolviert, hat unsere Schule wieder einen Bestand von 19 Schulkindern.

Im Laufe des Frühjahrs wurde der größte Teil der Haushaltungen in der Gemeinde an das Wasserleitungsnetz angeschlossen. Bisher war die Bevölkerung ausschließlich auf die Wasserversorgung aus Zisternen und Brunnen angewiesen.

Bei den Bundesjugendspielen am 3. September erhielt von 10 teilnehmenden Schulkindern unserer Schule nur eine Schülerin eine Siegerurkunde, obwohl wir für diesen Tag mehr geübt hatten als in den Vorjahren.

Am 13. September fuhr ich mit 19 Schulkindern und 14 Erwachsenen im Bus nach Hamburg. Dort machten wir eine Hafenrundfahrt, gingen durch den Elbtunnel und besichtigten den Tierpark.

Am 19. September wurde in der Bundesrepublik ein neuer Bundestag gewählt. Jeder Wähler hatte zwei Stimmen zu vergeben, eine für den Kandidaten einer Partei und die zweite für die Landesliste einer Partei. Im Wahlkreis Verden, zu dem die Kreise Verden, Rotenburg und Osterholz zusammengefaßt sind, bewarben sich 7 Parteien bzw. deren Kandidaten um die Stimmen der Wähler.

Ich füge hier ein Muster des Stimmzettels bei und trage darauf ein, welche Zahl von Stimmen die Parteien und ihre Kandidaten in unserer Gemeinde errangen.

 

Hier evtl. das Stimmzettelmuster einfügen!

Von den 111 wahlberechtigten Einwohnern der Gemeinde Waakhausen machten 93 von ihrem Stimmrecht Gebrauch, davon 3 durch Briefwahl. 2 Erststimmen und 4 Zweitstimmen waren ungültig.

1. Kurzschuljahr 1966

Nach einer Vereinbarung der Kultusminister der Länder wurde der Versetzungstermin in den Schulen für alle Länder ab 1967 einheitlich auf den 1. August festgelegt. Das niedersächsische Parlament beschloß, die Zeit von Ostern 1966 bis zum 1. August 1967 in zwei Kurzschuljahre aufzuteilen, deren erstes am 1. Dezember 1966 enden sollte. Mit Beginn des zweiten Kurzschuljahres sollten keine Schulneulinge eingeschult werden. Die Lehrerschaft des Landes Niedersachsen setzte sich gegen diese heftig aber erfolglos zur Wehr.

Da Ostern eine Schülerin ins 9. Schuljahr nach Osterholz-Scharmbeck überwiesen wurde, und keine Schulanfänger vorhanden waren, hatte die Volksschule Waakhausen zu Beginn des Schuljahres einen Bestand von 19 Schulkindern.

Vom 4.7. bis 11.7. war ich mit 11 Kindern unserer Schule im Schullandheim in Steens/Röhn. Dieses Heim hatte der Kreis Osterholz angekauft.

2. Kurzschuljahr 1966/67

Mit Beginn des zweiten Kurzschuljahres änderte sich die Schülerzahl an der hiesigen Schule, weil ein Schüler zur Realschule nach Osterholz-Scharmbeck überwechselte. Zu Ostern wurden dann noch eine Schülerin und ein Schüler ins 9. Schuljahr nach Worpswede überwiesen, so daß wir 7 Schüler und 9 Schülerinnen haben.

Zum 1. August bin ich auf meine Bewerbung an eine Schule der Stadt Bochum versetzt worden.

G. Eberhardt, Lehrer

Gemeinde Waakhausen

Der Schulrat des Schulaufsichtskreises Osterholz hat mit Schreiben vom 11.9.1967 verfügt, daß das 1. – 9. Schuljahr der Volksschule Waakhausen an die Volksschule, Findorffschule in Osterholz-Scharmbeck abgeschult wird.

Seit dieser Zeit werden die Schüler mit dem Schulbus des Busunternehmers Heinrich Buschmann, Osterholz-Scharmbeck, gegen ein tägliches Fahrgeld von 40,-- DM hin- und zurückbefördert.

Auch hier war die neuzeitliche Entwicklung nicht aufzuhalten. Es hat sich hier in Waakhausen im letzten halben Jahrhundert sehr viel geändert. Die winterlichen Überschwemmungen der Hammewiesen sind seit 2 Jahrzehnten vorbei. Möge der Geist jener Zeit erhalten bleiben, wo hier aus der Not eine Tugend wurde. Zu damaliger Zeit war der Einzelne zu schwach um sich gegen die Unbilden der Natur, Sturm und Wassernöte behaupten zu können. Erst in der Gemeinschaft der Nachbarschaftshilfe war er stark genug, um die von schweren Stürmen manchmal arg zerstörten Wurten oder gar der Gebäude wieder instand zu setzen. Dasselbe galt bei dem Hochschrauben der Gebäude und die Aufhöhung der Wurten, wenn diese sich als zu niedrig erwiesen. Mußte einmal ein Arzt oder Tierarzt gebraucht werden, war der Einzelne oft zu schwach um allein durch die von Sturm gepeitschten Wellen der hoch überfluteten Hammeniederung von der Kreisstadt Osterholz-Scharmbeck her, Hilfe zu holen. Das gleiche galt, wenn ein neuer Erdenbürger erwartet und die Hebamme gebraucht wurde.

Wenn die weite Hammeniederung eine festgefrorene Eisdecke hatte, war alles sehr viel einfacher. Dann wurden Schlittschuhe und Schlitten hervorgeholt und schon ging alles wie am Schnürchen. War jedoch das Wasser leicht überfroren, so daß noch keine tragende Eisschicht vorhanden war, dann mußte, wenn Not am Mann war, daß Eis von mehreren kräftigen Männern mit einem, von Eisenblech vorne beschlagenem Schiff durchbrochen werden. Oft eine sehr anstrengende Tätigkeit, wo einem trotz Kältegrade warm wurde.

Wie hätten die Menschen hier durchhalten sollen ohne so vorbildliche Nachbarschaftshilfe. Diese beizubehalten oder aufzufrischen lohnt sich auch in unserem technischen Zeitalter.

D. Pape, Bürgermeister

 

 

 

 

Unter Beibehaltung von Orthographie und Zeichensetzung aus der Sütterlinschrift in die heute für uns alle lesbare Schrift umgeschrieben von Gisela (geb. Kück) und Reinhold Klepsch

 

Lilienthal, 31. Juli 2008

 

Aus der Schulchronik
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 

 

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