Im Buch "Jürgen Christian Findorffs Erbe" von Karl Lilienthal gibt es einen ungefähren Hinweis.
Auch in "Chronik einer Landschaft" über den Landkreis Osterholz
von Klaus von Düring, werden diese Angaben wiederholt oder be-
stätigt.
Dort steht unter "Entstehung der Kolonien" u.a. auch Weyermoor
von 1720 - 1788.
Weiter steht dort nachzulesen, daß Amtmann Meiners 1720 mit
einer größeren Moorbesiedelung des Teufelsmoores beginnt. Er
gründet die Moordörfer Seebergen / Heidberg / Weyerdeelen /
Weyermoor / Altendamm usw.
Die Besiedelung des Teufelsmoores erfolgt von den Geesträndern
im Osten und Westen ins Moor hinein.
Wenn wir berücksichtigen, daá Weyermoor mitten drin liegt,
kann man aber davon ausgehen, daß Weyermoor nicht zu den
ersten der vorgenannten Kolonien gehört.
1764 - 1766
Weyermoor ist erstmalig dargestellt in einer Karte der
Kurhannoverschen Landesaufnahme. Aufgenommen wurde dieÖrtlichkeit in den Jahren 1764 - 1766 durch Offiziere
des Hannnoverschen Ingenieurkorps.
Die Karte zeigt, wie es in den Jahre 1764 - 1766 aus
gesehen hat. Da ist jedes Haus dargestellt und sogar die
Pflugrichtung der Ackerflächen angegeben. Dargestellt sind
in dieser Karte für Weyermoor nur 6 Gebäudekomplexe.
In dieser Karte wurde der Bereich mit "Weier Häuslinge"
benannt.
Im Gegensatz zu anderen Bereichen Teufelsmoor, z. B.
Waakhausen, Weier Dehl, Oberham und Sankt Jürgen, wo
die Grundstücksgrenzen dargestellt sind, fehlen diese
für den Gesamtbereich Weyermoor.
Daraus ist zu schließen, daß die Einteilung der Grundstücke und die Verteilung nach 1764 vorgenommen worden
ist.
Entwicklung
Der Torfstich war in der Übergangszeit zur Stellenwirtschaft der wichtigste Erwerb zur Existenzgründung. Der
Torf wurde als Brennmaterial nach Bremen geliefert.
Anfangs kamen Bremer Schiffer und Torfverkäufer mit
Schiffen auf der Hamme und Beeke in die Gegend von
Osterholz und Hambergen. Diese Schiffe fassten 8 - 10
Hunt Torf und ankerten an bestimmten Stellen.
Moorbauern fuhren mit kleinen Schiffen in den Schiffgraben zu den Liegeplätzen der Händler und verkauften
ihre Waren zu 1/3 der Bremer Warenpreise an die Händler.
Es wurde von der Bremer Schiffergilde sogar verboten,
mit grösseren als ein Hunt Torf (12 m3) fassenden Fahr-
zeugen nach Bremen zu fahren.
Neben dem Torfstich war als Anfang und Übergang die
Brandwirtschaft unentbehrlich. Nach Abbrennen der oberen
Schicht wurde der Buchweizen und auch Roggen in die Asche
eingesät. Es ergab sich aber auch, dass diese Brandwirtschaft wegen Frost, Hagel und Dürre oder Regen unsichere
und ungenügende Ernten brachte und keine dauernd daseinsfähigen Kolonate schaffen konnte, erst ganz allmählich
ging man zu Gerste, weißen Hafer, Hanf und Kartoffeln über.
Bei diesem Fruchtbau musste aber das Land stärker gedüngt
werden. Kunstdünger war damals noch ein Fremdwort. Es
wurde mit Rinderdung (Kooschiet) gedüngt. Deshalb und auch und
zur weiteren Existenzsicherung musste die Viehhaltung intenstiert werden.
Wer diese Knochenarbeit nicht leisten konnte, ob nun aus
krankheits- oder sonstigen Gründen, musste die Anbaustelle
verlassen. Sie wurde mit einem anderen Bewerber besetzt.
So ein Wechsel war deshalb möglich, weil alle Kolonisten
im Moor in einem meyerrechtlichen Verhältnis zur Landesherrschaft standen. Das heisst, sie waren Pächter und
mussten Zinsen zahlen. Lediglich die ersten 10 - 15 Jahre
waren Freijahre. Gefordert wurde nach der Zehntverordnung der 10te Teil von allem was auf, über und unter der
Erde wuchs. Erst nach der Ablösungsverordnung von 1831
konnten die Kolonisten für ihre Grundstücke die Lasten
ablösen und Eigentümer werden, sofern sie dazu in der
Lage waren.
Man sieht daraus, daß die Geschichte dieses unseres
Dorfes eine Geschichte des Kampfes ist.
Unsere Vorfahren im Moor, besonders in der ersten und
zweiten Generation mussten im Kampf mit der Natur und den
damit zusammenhängenden Katastrophen schweres und oftmals unmenschliches leisten.
Das vielen bekannte plattdeutsche Sprichwort:
Den Ersten sien Dod
den Tweeten sien Nod
den Dritten sien Brot"
hatte auch in Weyermoor nicht so ganz unrecht.
Wie war es nun mit der Verbindung zur Aussenwelt, also
mit den nächstliegenden Ortschaften und Dörfern?
Im wesentlichen war man damals auf die Bootsfahrt angewiesen, zumal zum frühen Herbst bis weit in das darauffolgende Frühjahr, der grösste Teil des Landes unter
Wasser stand.
Daneben gab es damals (1764) auch schon den Waakhauser
Kirchdamm. Dieser kam von Worpswede, ist im Bereich
Weyermoor etwas mit der jetzigen Landstrasse identisch.
Verlässt jedoch bei Johann Evers die jetzige Strassen-
führung, verläuft dann am Hof Warnken entlang, weiter an
etwa an der Waakhauser Schule vorbei und hatte zwischen
Wührden und Mittelbauer Anschluss an den damaligen, heute
teilweise noch vorhandenen Verbindungsweg zwischen Franken-
burg und Ritterhude. Der alte Waakhauser Kirchdamm ist heute
noch an vielen Stellen durch den teilweise noch vorhandenen alten Baumbestand zu erkennbar.
Bahnbrechend war allerdings im wahrsten Sinne des Wortes die
Bahn. Heiligabend 1910 morgens um 8 Uhr fuhr der erste Zug,
Lok, 4 Personenwagen, 1 Packwagen - von Worpswede durch
Weyermoor nach Osterholz. 3000 Mark hatte die Gemeinde
Weyermoor zu den Kosten beizutragen.
Heinrich Vogeler hatte für den Landwirt Johann Gerken den
Bahnhof Weyermoor entworfen, der gleichzeitig eine Gaststätte enhielt.
Die Konzession für die Gastwirtschaft wurde am 24. Januar
1911 erteilt.
Durch den Bahnverkehr konnten die Moorkolonisten erstmalig
in grösseren Rahmen Kunstdünger verwenden, der mit den Güterwagen herangeschaffen wurde. Viele Arbeitskräfte konnten
eine Arbeit in Osterholz und im Bremer Gebiet aufnehmen.
Leider wurde der Personenverkehr 1978 eingestellt. Ab
1938 wurde der Straßenbau von Worpswede nach Osterholz
fertig gestellt. Die im Jahre 1921 eingerichtete Fahr-
zeugfähre bei Tietjens Htte wurde im Zuge dieser neuen
Strasse durch einen Brückenneubau ersetzt.
Alsbald nach dieser Strassenfertigstellung begann der Bau
der Bahnhofstrasse von Weyermoor.
Als letzte und wohl einschneidenste Massnahme begann 1956
die Auskofferung Besandung und nach geraumer Zeit die
Pflasterung der heutigen Dorfstrasse in Weyermoor. Dieses
war nur durch sehr viele Selbsthilfe und grosser finanzieller
Opfer ihrer Bürger möglich geworden. Durch diesen Strassenneubau wurde der Anschluss Weyermoors an das allgemeineöffentliche Strassennetz hergestellt. Die Milchkannen
brauchten nicht mehr bei Wind und Wetter, besonders bei
Glatteis und Schneeverwehungen mit der Schiebkarre oder
dem Kälberschlitten, den 900 Meter lange Feldweg bis zur
Hauptstrasse gebracht werden.
Möge diese Dorfstrasse auch weiter wie bisher zum Segen
ihrer Bewohner wirken.
Ich möchte dieses Grobraster der Entwicklung Weyermoors
nicht beenden, ohne an das dunkelste Kapitel der letzten
100 Jahr zu erinnern. Ich meine hier die Zeit vom Beginn
des 1. Weltkrieges bis zum Ende des tausendjährigen Reiches.
Viele Opfer und Teilnehmer beider Weltkriege zeugen davon,
dass diese Zeit, die bei manchen Familien tiefe Wunden
hinterlassen hat, auch an Weyermoor nicht spurlos vorber
gegangen ist.
Mögen sich solche oder auch ähnliche Ereignisse nie wiederholen.
Transscribiert von Walter Richter, Ritterhude |
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Weyermoorer Siedlungsplan Findorffs |
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Aufstellung über die Grabenunkosten etc. |
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